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Computergesteuerte Stammbaumkonstruktionen beantworten Fragen der molekularen Evolution

"Theoretische Bioinformatik” heißt eine neue Abteilung im Deutschen Krebsforschungszentrum

Nr. 18 | 30.06.1997 | von (haf)

Viele Prozesse der stammesgeschichtlichen Entwicklung des Lebens sind noch nicht genau geklärt. Um evolutionäre Vorgänge besser zu verstehen und zu modellieren, entwickelt Dr. Martin Vingron, seit Oktober 1995 Leiter der Abteilung "Theoretische Bioinformatik” im Deutschen Krebsforschungszentrum, mit seiner Arbeitsgruppe mathematische Verfahren und Computerprogramme zur Strukturierung der evolutionären Stammbäume. Denn die große Menge an Daten, die im Zusammenhang mit dem Projekt zur Erforschung des menschlichen Erbguts produziert wird, vervollständigt die bisherigen Kenntnisse - etwa die der molekularen Evolution. Wird zum Beispiel ein neues Gen sequenziert, muß es kategorisiert, das heißt einer Genfamilie zugeordnet und in eine Erbanlagenfamilie eingeordnet werden. "Das stellt hohe Anforderungen an die theoretische Analyse, da mit Computerprogrammen biologische Daten bearbeitet und in die bisherigen Ergebnisse eingefügt werden müssen”, erklärt Martin Vingron die Herausforderung seines Arbeitsgebiets.

Nach seinem Mathematikstudium in Wien promovierte Martin Vingron im Europäischen Molekularbiologischen Laboratorium in Heidelberg. Danach führte er seine Forschungsarbeiten als Postdoc an der University of Southern California im Department of Mathematics in Los Angeles und im Forschungszentrum Informationstechnik in Bonn weiter. Seitdem untersucht er die Fragestellung, welche Informationen über die Funktion des Erbmaterials aus der Entschlüsselung der Aufeinanderfolge der Bausteine des Erbguts abgeleitet werden können.

Das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) ist mit mehr als 3.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die größte biomedizinische Forschungseinrichtung in Deutschland. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erforschen im DKFZ, wie Krebs entsteht, erfassen Krebsrisikofaktoren und suchen nach neuen Strategien, die verhindern, dass Menschen an Krebs erkranken. Sie entwickeln neue Methoden, mit denen Tumoren präziser diagnostiziert und Krebspatienten erfolgreicher behandelt werden können. Beim Krebsinformationsdienst (KID) des DKFZ erhalten Betroffene, Interessierte und Fachkreise individuelle Antworten auf alle Fragen zum Thema Krebs.

Um vielversprechende Ansätze aus der Krebsforschung in die Klinik zu übertragen und so die Chancen von Patientinnen und Patienten zu verbessern, betreibt das DKFZ gemeinsam mit exzellenten Universitätskliniken und Forschungseinrichtungen in ganz Deutschland Translationszentren:

  • Nationales Centrum für Tumorerkrankungen (NCT, 6 Standorte)
  • Deutsches Konsortium für Translationale Krebsforschung (DKTK, 8 Standorte)
  • Hopp-Kindertumorzentrum (KiTZ) Heidelberg
  • Helmholtz-Institut für translationale Onkologie (HI-TRON) Mainz – ein Helmholtz-Institut des DKFZ
  • DKFZ-Hector Krebsinstitut an der Universitätsmedizin Mannheim
  • Nationales Krebspräventionszentrum (gemeinsam mit der Deutschen Krebshilfe)
Das DKFZ wird zu 90 Prozent vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und zu 10 Prozent vom Land Baden-Württemberg finanziert und ist Mitglied in der Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren.

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