Im Jahr 2017 wurden in Deutschland 740.000 Tiere für wissenschaftliche Zwecke getötet, und weitere 2 Millionen Tiere für Versuche eingesetzt. Diese Zahlen meldete das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft Ende Dezember. Die Gesamtzahl der Versuchstiere 2017 liegt mit 2,8 Millionen auf ähnlichem Niveau wie in den Jahren 2015 und 2016. In Deutschland werden jährlich etwa 765 Millionen Tiere – Geflügel, Rinder, Schweine – geschlachtet, als Nahrung für Menschen und Haustiere (Quelle: BM für Ernährung und Landwirtschaft, 2014). Alle in der Forschung verwendeten Tiere, zu allermeist Mäuse und Ratten, machen zusammen nicht einmal 0,4 Prozent dieser Zahl aus.
Krebsforschung hat das Ziel, zukünftigen Krebspatienten wirksamere und gezieltere Therapien anzubieten, um sie zu heilen oder ihnen zumindest mehr Lebenszeit bei guter Lebensqualität zu ermöglichen. Krebsforschung ist auch zukünftig auf Tierversuche angewiesen, denn die Krankheit Krebs ist viel zu komplex, um sie nur an Zellen oder Organoiden in der Kulturschale zu erforschen. Ein Beispiel für den Nutzen von Tierversuchen in der Krebsforschung ist die mit dem Nobelpreis 2018 ausgezeichnete Entdeckung, wie Tumorzellen das körpereigene Immunsystem ausbremsen. Auf der Entschlüsselung dieser komplexen Mechanismen in Mäusen basieren Krebs-Immuntherapien, die heute bereits Zehntausenden von Krebspatienten helfen. Ohne Tierversuche wäre die Entwicklung dieser neuartigen und bahnbrechenden Krebsbehandlungen undenkbar gewesen.
Der immensen gesundheitlichen Bedrohung durch Krebserkrankungen in einer alternden Gesellschaft können wir nur mit innovativen Forschungsergebnissen, die neue therapeutische Wege aufzeigen, begegnen. Dafür sind Krebsforscher darauf angewiesen, auch weiterhin im heutigen Umfang Untersuchungen an Mäusen und Ratten durchführen zu können. Durch die Verschärfung des Deutschen Tierschutzgesetzes im Jahr 2013 wurde die Durchführung von Tierversuchen sehr erschwert. Dies stellt für die Krebsforscher bereits heute eine enorme Herausforderung dar. Jede weitere Einschränkung würde bedeuten, dass weniger Forschungsergebnisse gewonnen würden. Das hätte zur Konsequenz, dass Patienten mit Krebs oder anderen schwersten Erkrankungen verbesserte oder neue Therapien verspätet oder gar nicht erhalten würden.