Roche, weltweit größter Hersteller von innovativen Krebsmedikamenten, wird künftig noch enger mit dem NCT, dem DKFZ, dem Universitätsklinikum und der Medizinischen Fakultät, alle Heidelberg, kooperieren. Die Partner werden insbesondere auf dem Gebiet der personalisierten Krebsmedizin intensiver als bisher zusammenarbeiten, zwei konkrete Projekte machen den Anfang. Erklärtes Ziel ist es, bereits in der frühen Entwicklung von Behandlungsansätzen schnell und unbürokratisch neue Forschungsprojekte zu starten, um Diagnose und Therapie von Krebs kontinuierlich zu verbessern. Schnellstmöglich sollen die gewonnenen Erkenntnisse den Weg zum Patienten finden. Die dazu notwendigen klinischen Studien werden am NCT und den Abteilungen des Universitätsklinikums Heidelberg durchgeführt: Mehr als 200 Mediziner, Biologen und andere Wissenschaftler sind am NCT tätig. 2011 wurden rund 12.500 neu diagnostizierte Patienten vorstellig und etwa 17.000 Krebstherapien verabreicht. Aktuell werden über 300 diagnostische, therapeutische und präventive klinische Studien im Umfeld des NCT entwickelt und durchgeführt. Darüber hinaus steht in den onkologischen Abteilungen des Uniklinikums umfassende klinische Expertise zur Verfügung.
Gemeinsam für einen starken Wirtschafts- und Wissenschaftsstandort Deutschland
„In der Gesundheitswirtschaft brauchen wir tragfähige Netzwerke und strategische Partnerschaften mit der Wissenschaft, damit wir für den internationalen, intelligenten Forschungs-Wettbewerb im Land gut gerüstet sind. Ja mehr noch: Damit wir mit unseren medizinischen Forschungsleistungen in und aus Deutschland auch in Zukunft eine führende Rolle einnehmen. Heidelberg ist ein klarer Beleg für die Stärke und Exzellenz der Region“, sagt Dr. Hagen Pfundner, Vorstand der Roche Pharma AG, zur Zusammenarbeit mit den akademischen Institutionen. Von Seiten Roche ist diese Kollaboration auch als klares Bekenntnis zu werten, frühe Entwicklungsphasen an wissenschaftlichen Exzellenz-Zentren in Deutschland zu intensivieren. „Wir möchten in Zukunft jedem Patienten eine auf seinen individuellen Tumor zugeschnittene Therapie anbieten können“, erklärt Professor Dr. Dr. h.c. Otmar D. Wiestler, Vorstandsvorsitzender des Deutschen Krebsforschungszentrums. „Dazu bedarf es strategischer Allianzen zwischen Wissenschaft und Wirtschaft. Mit diesem Kooperationsabkommen haben sich einige der stärksten Akteure aus der Krebsforschung, der Krebsmedizin und der Pharmabranche zusammengeschlossen. Im Bereich der personalisierten Krebsmedizin ist Roche für uns ein idealer Partner.“ Professor Dr. Guido Adler, Leitender Ärztlicher Direktor des Universitätsklinikums Heidelberg, meint: „Als klinischer Partner haben wir großes Interesse daran, dass unsere Patienten von Innovationen in der Arzneimitteltherapie profitieren. Das Rahmenabkommen setzt die intensive Zusammenarbeit mit Roche in Klinik und Forschung in den letzten Jahren fort und stellt sicher, dass neue Arzneimittel unter einheitlichen Bedingungen zügig getestet werden können.“
„Krebs besser und vor allem gezielter zu behandeln, ist unsere gemeinsame Aufgabe“, ergänzt Prof. Dr. Christof von Kalle, Sprecher des Direktoriums des Nationalen Centrums für Tumorerkrankungen (NCT) Heidelberg. „Die Partnerschaft mit Roche hilft uns enorm, die neuen, zum Teil bahnbrechenden Erfolge der molekularen Krebsforschung schneller in relevante Projekte und für den Patienten nutzbare Erkenntnisse umzusetzen. Das NCT bietet den Forschern der Industrie, dem Universitätsklinikum Heidelberg und dem DKFZ eine zukunftsfähige Plattform für diesen Schulterschluss.“
Personalisierte Medizin als Forschungsschwerpunkt: Wie Tumore ihren „Fingerabdruck“ verändern
Im ersten von aktuell zwei gestarteten Projekten widmen sich die Partner den molekularen Eigenheiten von Tumoren: Unter Federführung von Prof. Dr. Peter Schirmacher, Ärztlicher Direktor des Pathologischen Instituts der Universität Heidelberg, untersuchen Prof. Dr. Wilko Weichert, Leitender Oberarzt des Pathologischen Instituts, und Dr. Marlene Thomas, Biomarker-Expertin bei Roche, wie sich bestimmte molekulare Biomarker im Lauf der Krankheit im Tumor verändern. Von den Ergebnissen in diesem Projekt versprechen sich die Wissenschaftler, Therapieansätze in der Onkologie in Zukunft besser auf das jeweilige Krankheitsstadium abstimmen zu können.
Was ist und kann personalisierte Medizin?
Die personalisierte oder stratifizierte Medizin geht von der Beobachtung aus, dass Patienten mit identischer Diagnose auf die Behandlung mit dem gleichen Medikament unterschiedlich ansprechen können. Individuelle Merkmale, die teils mit der Krankheit zusammenhängen, teils keinen Bezug zu ihr haben, beeinflussen die Wirkungsweise von Medikamenten. Je nach Arzneimittel und Krankheit betragen die Ansprechraten auf Behandlungen heute zwischen 20 und 75 Prozent. Ziel der personalisierten Medizin ist es, über diagnostische Tests und gezielt wirkende Therapien diese Ansprechraten zu erhöhen, um Patienten besser behandeln zu können. Der Weg geht klar weg von Medikamenten im „Einheitsformat“ hin zu einer Behandlung, die genauer auf spezifische Krankheits-Eigenschaften bestimmter Patientengruppen abzielt. Dabei macht man sich neueste molekularbiologische Erkenntnisse über die Krankheitsentstehung zunutze. Diese „Komplexität der Wissenschaft“ ist gleichzeitig die größte Herausforderung bei der Suche nach personalisierten Lösungen. Durch die Vorhersage, welche Patientengruppen optimal von einer Therapie profitieren werden, lassen sich wirkungslose Behandlungen besser vermeiden. Dadurch können unnötige Behandlungskosten eingespart, mögliche Nebenwirkungen verringert und Patienten mit größerer Sicherheit und höherer Wirksamkeit behandelt werden.