Nr. 13

Positronen melden den Selbstmord von Tumorzellen

Eine der Schwierigkeiten zukünftiger gentherapeutischer Maßnahmen ist ihre “Erfolgskontrolle". So stellt sich zum Beispiel die Frage, ob eine zu entwickelnde Therapie beim Menschen in ausreichendem Maß auf den Tumor einwirkt. Wie man den Verlauf einer Gentherapie mit Hilfe von Verfahren aus der nuklearmedizinischen Diagnostik auf schonende Weise verfolgen kann, hat Privat-Dozent Dr. Uwe Haberkorn, Abteilung Onkologische Diagnostik und Therapie im Deutschen Krebsforschungszentrum, erarbeitet.

Der Mediziner schleuste ein “Selbstmordgen" in Tumorzellen im “Reagenzglas" ein. Dieses Gen bewirkt die Herstellung eines Biokatalysators, der eine ungiftige Substanz so umbaut, daß sie für Tumorzellen tödlich wird. Dabei muß festgestellt werden, ob das “Selbstmordgen" von den Tumorzellen aufgenommen und dauerhaft eingebaut wird. Außerdem muß gewährleistet sein, daß nur Tumorzellen und nicht das gesunde Gewebe getroffen werden. Im Rahmen einer experimentellen Studie an Leberzellen in Kulturschalen untersuchte Dr. Haberkorn, ob die Positronen-Emissions-Tomographie geeignet ist, diese Fragen zu beantworten.

Bei diesem Verfahren, das schon lange in der radiologischen Diagnostik von Tumoren angewendet wird, bekommt der Patient radioaktiv markierte Stoffe gespritzt. Sie enthalten instabile Atome, die beim Zerfall Positronen abgeben. Diese “Anti-Teilchen" werden im Körpergewebe abgebremst und vereinigen sich in unmittelbarer Umgebung des Ortes ihrer Aussendung mit einem Elektron. Die dabei abgegebene Strahlenmenge kann quantitativ erfaßt und in ein Bild umgesetzt werden.

Dr. Haberkorn nutzte die Positronen-Emissions-Tomographie, um die Aufnahme und Umwandlung der radioaktiv markierten Vorläufersubstanz im Tumorgewebe zu verfolgen. Der Mediziner zeigte, daß Tumorzellen im Reagenzglas die Vorläufersubstanz aufnehmen und umwandeln. Damit wird deutlich, daß der Biokatalysator aktiv ist. Die Höhe der Aktivität ist wiederum ein Maß für die Hemmung des Tumorwachstums und damit für den Erfolg einer Gentherapie.

Wie effizient das “Selbstmordgen" im lebenden Organismus in Tumorzellen eingeschleust werden kann und ob der Biokatalysator dort in ausreichender Menge hergestellt wird, müssen Untersuchungen an Tieren zeigen.

* Haberkorn U, Altmann A, Morr I, Knopf KW, Germann C, Haeckel R, Oberdorfer F, van Kaick G. Monitoring Gene Therapy with Herpes Simplex Virus Thymidine Kinase in Hepatoma Cells: Uptake of Specific Substrates. J Nucl Med 1997; 38:287-294.

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Das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) ist mit mehr als 3.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die größte biomedizinische Forschungseinrichtung in Deutschland. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erforschen im DKFZ, wie Krebs entsteht, erfassen Krebsrisikofaktoren und suchen nach neuen Strategien, die verhindern, dass Menschen an Krebs erkranken. Sie entwickeln neue Methoden, mit denen Tumoren präziser diagnostiziert und Krebspatienten erfolgreicher behandelt werden können. Beim Krebsinformationsdienst (KID) des DKFZ erhalten Betroffene, Interessierte und Fachkreise individuelle Antworten auf alle Fragen zum Thema Krebs.

Um vielversprechende Ansätze aus der Krebsforschung in die Klinik zu übertragen und so die Chancen von Patientinnen und Patienten zu verbessern, betreibt das DKFZ gemeinsam mit exzellenten Universitätskliniken und Forschungseinrichtungen in ganz Deutschland Translationszentren:

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