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Neuer Ansatz für die Osteoporose-Forschung

Vor kurzem schloss dazu das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) einen Lizenzvertrag mit ProSkelia Pharmaceuticals in Paris ab. Basierend auf Forschungsergebnissen von Professor Christof Niehrs, Leiter der Abteilung Molekulare Embryologie des DKFZ, will die Firma in den kommenden zwei Jahren nach neuen Wirkstoffen zur Behandlung von Knochenerkrankungen beim Menschen suchen.

Ziel des neuen Therapieansatzes ist der Rezeptor LRP 5, der unter anderem auf der Oberfläche knochenbildender Zellen (Osteoblasten) vorkommt. Bindet daran ein bestimmtes Protein, Dkk1 (Dickkopf 1), wird die Knochenbildung blockiert. Mitarbeiter von ProSkelia testen nun Wirkstoffe, die das Andocken von Dkk1 an LRP 5 verhindern und dadurch einen normalen Knochenaufbau ermöglichen sollen. Die Osteoporose ist eine Erkrankung des gesamten Skeletts, bei der die Knochendichte so stark abnimmt, dass der Knochen porös und brüchig wird. Infolgedessen steigt das Risiko, einen Knochenbruch zu erleiden. Weltweit sind rund 150 Millionen Menschen von der Erkrankung betroffen, ein Drittel davon sind Frauen jenseits der Wechseljahre.

Die Familie der Dickkopf-Gene entdeckten Christof Niehrs und Kollegen an befruchteten Eiern des afrikanischen Krallenfrosches Xenopus. Der ungewöhnliche Name stammt aus der Beobachtung, dass Tiere, die das Dickkopf-Gen in unnatürlich großer Menge aktivieren, einen vergrößerten Kopf entwickeln. Diese Entwicklungskontrollgene regulieren über
zelluläre Signalwege die Ausbildung des Wirbeltierbauplans. „Wir wissen, dass es auch beim
Menschen ein Dickkopf-Gen gibt, das vermutlich eine entsprechende Rolle bei der Knochenbildung spielt, wie wir es in unseren Untersuchungen an Fröschen festgestellt haben“, erläutert der Entwicklungsbiologe die mögliche Bedeutung seiner Forschung für den Menschen. Mit dieser Eigenschaft rückt das Dickkopf-Gen in den Fokus der Osteoporose-Forschung, die nach Möglichkeiten sucht, die Knochenbildung anzuregen oder den Knochenabbau zu bremsen.

Der Lizenzvertrag mit ProSkelia Pharmaceuticals umfasst die Anwendung der DKFZ-Patente für die Gene und Proteine von Dkk1 und Kremen. Kremen-1 und -2 sind ebenfalls Rezeptoren für Dkk1 und daher auch mögliche Ziele für ein Therapeutikum. Die Kooperation sieht vor, dass Christof Niehrs und sein Team weiterhin die Signalwege und die grundsätzlichen biochemischen Fragen zu Dkk1 beforschen, während ProSkelia nach einem LRP 5 Antagonisten sucht.

ProSkelia ist ein unabhängiges Biopharmazie-Unternehmen mit Sitz in Paris, das zurzeit
etwa 100 Mitarbeiter beschäftigt. Das Unternehmen forscht schwerpunktmäßig auf den
Gebieten Knochenerkrankungen und Hormonstörungen.

Über das DKFZ

Das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) ist mit mehr als 3.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die größte biomedizinische Forschungseinrichtung in Deutschland. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erforschen im DKFZ, wie Krebs entsteht, erfassen Krebsrisikofaktoren und suchen nach neuen Strategien, die verhindern, dass Menschen an Krebs erkranken. Sie entwickeln neue Methoden, mit denen Tumoren präziser diagnostiziert und Krebspatienten erfolgreicher behandelt werden können. Beim Krebsinformationsdienst (KID) des DKFZ erhalten Betroffene, Interessierte und Fachkreise individuelle Antworten auf alle Fragen zum Thema Krebs.

Um vielversprechende Ansätze aus der Krebsforschung in die Klinik zu übertragen und so die Chancen von Patientinnen und Patienten zu verbessern, betreibt das DKFZ gemeinsam mit exzellenten Universitätskliniken und Forschungseinrichtungen in ganz Deutschland Translationszentren:

  • Nationales Centrum für Tumorerkrankungen (NCT, 6 Standorte)
  • Deutsches Konsortium für Translationale Krebsforschung (DKTK, 8 Standorte)
  • Hopp-Kindertumorzentrum (KiTZ) Heidelberg
  • Helmholtz-Institut für translationale Onkologie (HI-TRON) Mainz – ein Helmholtz-Institut des DKFZ
  • DKFZ-Hector Krebsinstitut an der Universitätsmedizin Mannheim
  • Nationales Krebspräventionszentrum (gemeinsam mit der Deutschen Krebshilfe)

Das DKFZ wird zu 90 Prozent vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und zu 10 Prozent vom Land Baden-Württemberg finanziert und ist Mitglied in der Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren.

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