Nr. 09

Kurzpuls-Laser: Schlüsselloch-Chirurgie im Gehirn

Vom 19. bis 24. April stellt das Deutsche Krebsforschungszentrum auf der Hannover Messe ein neues Verfahren vor, mit dem Chirurgen in Zukunft Gehirntumoren entfernen könnten, ohne angrenzendes Gewebe zu schädigen. Wissenschaftler der Abteilung Medizinische Physik des Krebsforschungszentrums entwickelten in Zusammenarbeit mit dem Institut für Angewandte Physik der Universität Heidelberg, der Neurochirurgischen Klinik der Universität zu Köln und der Firma MRC Systems GmbH eine neuartige Operationstechnik: Mit Kurzpuls-Lasern, die im Gegensatz zum herkömmlichen Laser nicht zu Hitzeentwicklung im Gewebe führen, können Tumoren “kalt“ abgetragen werden. Die Forscher hoffen, daß durch das neue Präzisionsinstrument in Zukunft funktionelle Ausfälle wie Lähmungen oder Sehstörungen, die bei herkömmlichen Operationsverfahren auftreten können, vermieden werden.

Durch eine nur wenige Millimeter große Bohrung leitet die neu entwickelte Lasersonde das scharf gebündelte Licht zur Geschwulst. Der am Ende der Sonde durch ein Prisma abgelenkte Strahl trägt bei seiner Rotation das Tumorgewebe von innen heraus Schicht für Schicht ab. Dabei “schneidet“ der Strahl des neuen Picosekunden-Lasers auf einige Tausendstel Millimeter genau.

Ein spezielles Computerprogramm plant und steuert diese Präzisionsarbeit: Die genaue Position und Ausdehnung der Geschwulst werden vor dem Eingriff durch Magnetresonanz-Tomographie ermittelt. Der Rechner analysiert dann, wie die stereotaktisch gesteuerte Sonde eingeführt werden muß, um auf dem Weg zu einem tiefliegenden Tumor keine empfindlichen Gewebe zu verletzen. Gleichzeitig wird der Zugang so gewählt, daß das entartete Gewebe in einer möglichst kurzen Operation abgetragen werden kann.

Eingriffe in so empfindlichen Zielgebieten wie zum Beispiel in direkter Nähe des Sehnervs müssen kontinuierlich überwacht werden. Deshalb ist ein Laserscanning-Mikroskop in die Sonde eingebaut, das ständig hochauflösende Bilder aus dem Operationsbereich übermittelt. Für die Zukunft planen die Wissenschaftler zwei weitere Überwachungsmethoden. Die genaueste, aber auch aufwendigste Kontrolle des Operationsverlaufs ist die Magnetresonanz-Tomographie während der Operation. Alternativ dazu soll ein Ultraschallkopf dreidimensionale Bilder des Geschehens liefern.

Die Wissenschaftler sind daran interessiert, auf der Hannover Messe mit Firmen in Kontakt zu kommen, die den Vertrieb für das neuartige Therapiegerät übernehmen wollen.

In etwa einem Jahr sollen in der Abteilung für Stereotaktische Neurochirurgie der Universität zu Köln erste Patienten mit der neuen Technik behandelt werden.

Gemeinschaftsstand der Hermann von Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren, Halle 18, Erdgeschoß, E12 Standtelefon: 0511 8943767

Über das DKFZ

Das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) ist mit mehr als 3.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die größte biomedizinische Forschungseinrichtung in Deutschland. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erforschen im DKFZ, wie Krebs entsteht, erfassen Krebsrisikofaktoren und suchen nach neuen Strategien, die verhindern, dass Menschen an Krebs erkranken. Sie entwickeln neue Methoden, mit denen Tumoren präziser diagnostiziert und Krebspatienten erfolgreicher behandelt werden können. Beim Krebsinformationsdienst (KID) des DKFZ erhalten Betroffene, Interessierte und Fachkreise individuelle Antworten auf alle Fragen zum Thema Krebs.

Um vielversprechende Ansätze aus der Krebsforschung in die Klinik zu übertragen und so die Chancen von Patientinnen und Patienten zu verbessern, betreibt das DKFZ gemeinsam mit exzellenten Universitätskliniken und Forschungseinrichtungen in ganz Deutschland Translationszentren:

  • Nationales Centrum für Tumorerkrankungen (NCT, 6 Standorte)
  • Deutsches Konsortium für Translationale Krebsforschung (DKTK, 8 Standorte)
  • Hopp-Kindertumorzentrum (KiTZ) Heidelberg
  • Helmholtz-Institut für translationale Onkologie (HI-TRON) Mainz – ein Helmholtz-Institut des DKFZ
  • DKFZ-Hector Krebsinstitut an der Universitätsmedizin Mannheim
  • Nationales Krebspräventionszentrum (gemeinsam mit der Deutschen Krebshilfe)

Das DKFZ wird zu 90 Prozent vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und zu 10 Prozent vom Land Baden-Württemberg finanziert und ist Mitglied in der Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren.

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