Der „Telefonische Informationsdienst für Tumorschmerzpatienten“, ein Modul des Krebsinformationsdienstes KID am Deutschen Krebsforschungszentrum Heidelberg, wird als Modellprojekt im Rahmen der Förderung der Patientenberatung nach §65b SGB V von den Spitzenverbänden der Krankenkassen für ein weiteres Jahr bis Ende Juni 2005 finanziert.
Die bundesweite telefonische Beratung ist ein Angebot für Patienten mit Tumorschmerzen und deren Angehörige. Diese erhalten auf Grundlage von WHO-Empfehlungen ausführliche Informationen über die Möglichkeiten der Schmerztherapie. Die Beratung orientiert sich an der individuellen Situation sowie an den Bedürfnissen und Fragen der Anrufer. Das Angebot wird ergänzt durch Vermittlung wohnortnaher schmerztherapeutischer Einrichtungen und Bereitstellung von Informationen zum Thema „Krebsschmerz“ durch eine Broschüre und im Internet unter www.ksid.de.
Die Erfahrung aus circa 5000 Gesprächen seit Start des Beratungsdienstes mit Patienten und Angehörigen bestätigt eine Mangelversorgung in der Palliativmedizin, auf die bereits der Deutsche Ärztetag 2003 hingewiesen hat: Obwohl die meisten Patienten mit einer unheilbaren Tumorerkrankung nicht im Krankenhaus, sondern zu Hause sterben möchten, führt häufig eine unzureichende Schmerztherapie dennoch zu einer Krankenhauseinweisung. Würden die Möglichkeiten der Schmerztherapie ausgeschöpft werden, so könnten nach Expertenschätzungen mehr Krebspatienten bis zum Tode zu Hause leben, als das bisher der Fall ist.
Etwa 80 Prozent der Anrufer berichten, dass sie trotz Schmerztherapie unter Schmerzen leiden. Häufige Fehler sind unzureichende Dosierung, verspäteter Einsatz von Opioiden wie z.B. Morphin, Arzneimittelgabe bei Bedarf statt nach einem festen Schema, und mangelnde Beachtung der Nebenwirkungen von Schmerzmitteln. In Folge treten die Schmerzen chronisch auf, und die Lebensqualität sinkt; viele Patienten glauben, dass die Schmerzen unausweichlich zur Krankheit dazu gehören.
Die Kommunikation zwischen dem Patienten und seinem behandelnden Arzt ist in dieser Situation oft ungenügend. Die Anrufer nutzen das Beratungstelefon daher auch zum Gespräch über den Umgang mit der Krankheit und der damit verbundenen Unsicherheit und Angst. Es bekommt so oft den Charakter einer Krisenintervention, deren Sinn darin besteht, den Anrufer aus seiner Hilflosigkeit herauszuführen und ihm Möglichkeiten zur Verbesserung seiner Lage aufzuzeigen. Dazu gehört nicht nur die Stärkung der Kompetenz bezüglich der Schmerztherapie, sondern auch die Verbesserung des Kontaktes zum behandelnden Arzt. Dass dies auch gelingen kann, zeigen die Ergebnisse einer Befragung von Patienten in einem zweiten Telefongespräch nach vier Wochen: 88 Prozent der Anrufer hatten in der Zwischenzeit das Gespräch mit dem Arzt gesucht, bei 84 Prozent war die Therapie verändert; hinsichtlich der Wirkung der Therapie veränderten sich die Werte in der Kategorie „gut“ von 5 auf 53 Prozent, für „nicht ausreichend“ von 83 auf 43 Prozent. Die durchschnittliche Schmerzstärke sank von 6,8 auf 4,2 auf einer Skala von 0 bis 10.
Der Informationsdienst Krebsschmerz ist für Patienten und Angehörige unter der Nummer 06221 – 42 2000 von Montag bis Freitag zwischen 12 und 16 Uhr zu erreichen. Die Informationsbroschüre „Krebsschmerz – Was tun?“ kann unter dieser Nummer kostenlos angefordert werden.
Internet: www.ksid.de
Über das DKFZ
Das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) ist mit mehr als 3.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die größte biomedizinische Forschungseinrichtung in Deutschland. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erforschen im DKFZ, wie Krebs entsteht, erfassen Krebsrisikofaktoren und suchen nach neuen Strategien, die verhindern, dass Menschen an Krebs erkranken. Sie entwickeln neue Methoden, mit denen Tumoren präziser diagnostiziert und Krebspatienten erfolgreicher behandelt werden können. Beim Krebsinformationsdienst (KID) des DKFZ erhalten Betroffene, Interessierte und Fachkreise individuelle Antworten auf alle Fragen zum Thema Krebs.
Um vielversprechende Ansätze aus der Krebsforschung in die Klinik zu übertragen und so die Chancen von Patientinnen und Patienten zu verbessern, betreibt das DKFZ gemeinsam mit exzellenten Universitätskliniken und Forschungseinrichtungen in ganz Deutschland Translationszentren:
- Nationales Centrum für Tumorerkrankungen (NCT, 6 Standorte)
- Deutsches Konsortium für Translationale Krebsforschung (DKTK, 8 Standorte)
- Hopp-Kindertumorzentrum (KiTZ) Heidelberg
- Helmholtz-Institut für translationale Onkologie (HI-TRON) Mainz – ein Helmholtz-Institut des DKFZ
- DKFZ-Hector Krebsinstitut an der Universitätsmedizin Mannheim
- Nationales Krebspräventionszentrum (gemeinsam mit der Deutschen Krebshilfe)
Das DKFZ wird zu 90 Prozent vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und zu 10 Prozent vom Land Baden-Württemberg finanziert und ist Mitglied in der Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren.