In seiner Begrüßungsansprache blickte der Vorstandsvorsitzende Professor Otmar D. Wiestler zunächst zurück auf das vergangene Jubiläumsjahr, das ganz unter dem Motto „50 Jahre forschen für ein Leben ohne Krebs“ gestanden hatte. Vor allem bedankte er sich bei den zahlreichen Besuchern und Ehrengästen, die dem DKFZ 2014 Glückwünsche und Geschenke überbracht hatten: Hochrangige Persönlichkeiten aus Wissenschaft, Politik und Gesellschaft waren gekommen, sogar die Bundeskanzlerin: Im April letzten Jahres hatte Angela Merkel das Zentrum besucht und sich beeindruckt von der exzellenten wissenschaftlichen Leistung dieser „Perle in der deutschen Forschungslandschaft“ gezeigt.
Wie berechtigt das überaus positive Urteil der Kanzlerin sei, belege unter anderem die hohe Anzahl an hochkarätigen Publikationen und renommierten Preisen, die Wissenschaftler des Hauses 2014 entgegennehmen durften. „Der Nobelpreis an Stefan Hell war natürlich ein ganz besonders schönes Geburtstagsgeschenk“, betonte Wiestler. Der Direktor am Max-Planck-Institut für Biophysikalische Chemie in Göttingen ist seit 10 Jahren gleichzeitig Abteilungsleiter am DKFZ. Für seine „Entwicklung hochauflösender Fluoreszenz-Mikroskopie“ hatte er den Nobelpreis für Chemie erhalten.
„Wir werden uns auch künftig am DKFZ mit aller Kraft „Für ein Leben ohne Krebs“ einsetzen“, betonte Wiestler. Um dieses ambitionierte Ziel zu erreichen, seien im vergangenen Jahr entscheidende Weichen gestellt worden: Vor allem der bevorstehende räumliche und inhaltliche Ausbau des Nationalen Centrums für Tumorerkrankungen (NCT) Heidelberg sowie der Aufbau des NCT-Partnerstandorts Dresden sind dank großzügiger finanzieller Zusagen vom Bund und den Ländern Baden-Württemberg und Sachsen gesichert. „So können wir unser großes Ziel einer maßgeschneiderten Therapie für jeden Patienten erreichen.“
Das NCT, das im vergangenen Jahr sein 10-jähriges Bestehen feierte, stand als Kooperation zwischen DKFZ, dem Universitätsklinikum Heidelberg und der Deutschen Krebshilfe auch Modell für das 2012 ins Leben gerufene Deutsche Konsortium für Translationale Krebsforschung (DKTK). Hier hat sich das DKFZ mit 7 Universitätskliniken in ganz Deutschland verbunden. „Auch dieses wichtige Projekt hat 2014 an Fahrt aufgenommen und wird entscheidend dazu beitragen, unsere Erkenntnisse aus der Wissenschaft in erfolgreiche Behandlungs-Strategien gegen Krebs umzusetzen.“ Schließlich blickte Wiestler auch in die eigene Zukunft: Er war Ende 2014 zum neuen Präsidenten der Helmholtz-Gemeinschaft gewählt worden und wird dieses Amt im September 2015 antreten. „Man soll immer gehen, wenn es am schönsten ist“, begründete Wiestler mit einem Schmunzeln diesen persönlichen Schritt.
Gebannt verfolgten die rund 400 geladenen Gäste aus Wissenschaft, Politik, Medien und Wirtschaft den Festvortrag von CERN-Generaldirektor Rolf-Dieter Heuer. Er präsentierte einen faszinierenden Einblick in die physikalische Grundlagenforschung des europäischen Kernforschungszentrums am Genfer See, die vom winzig kleinen Elementarteilchen bis zum unendlich großen Universum reicht: „Das Higgs-Boson und das frühe Universum“ war sein Vortrag überschrieben, in dem er die Nobelpreis-gekrönte Entdeckung des so genannten „Gottesteilchen“ beschrieb. Mit Hilfe des Large Hadron Collider, LHC, einem Teilchenbeschleuniger von 27 km Umfang, konnten die CERN-Forscher im Juli 2012 das Higgs-Boson oder Higgs-Teilchen experimentell nachweisen. Seine Existenz hatten die theoretischen Physiker Peter W. Higgs und François Englert schon vor 48 Jahren vorhergesagt, denn nur so könne die Masse aller Dinge erklärt werden. „Das sollte Sie interessieren“, meinte Heuer, „ohne das Higgs-Teilchen säßen Sie nicht hier.“ Mit dem Higgs-Teilchen seien bisher jedoch lediglich 5% des Universums beschrieben. „95% des Universums bestehen aus Dunkler Materie und wir wissen nicht, was das ist“, erklärte Heuer und beschrieb damit auch gleich eine der großen Aufgaben, mit denen sich die rund 3000 Mitarbeiter am CERN zukünftig beschäftigen werden.
Die Verbindungen des CERN zur Krebsforschung sieht Heuer zum einen bei der Verwendung schwerer Teilchen zur Bestrahlung von Krebspatienten, bei der Positronen-Emissionstomographie zur Diagnose von Krebserkrankungen sowie bei der Bewältigung der riesigen Datenmengen, die sowohl durch die Detektoren in Genf als auch durch die molekulare Analyse der Erbinformation von Krebszellen erzeugt werden. „Da werden wir in Zukunft sicher zusammen arbeiten, sowohl was die Speicherung als auch was die Verarbeitung der Daten betrifft“, zeigte sich Heuer überzeugt.
Nach Roland Berger, dem Bundespräsidenten a.D. Roman Herzog, dem Bundeskanzler a.D. Gerhard Schröder sowie Dr. Michael Endres, langjährigem Vorstandsmitglied der Deutschen Bank, setzte Rolf-Dieter Heuer die Tradition hochkarätiger Gastvorträge beim Jahresempfang des Deutschen Krebsforschungszentrums fort.