Ein Hauptmerkmal der Alzheimer-Krankheit ist die Ablagerung von zerstörerischen Amyloid-Plaques im Gehirn. Nervenzellen produzieren große Mengen spezieller Fettverbindungen, die so genannten Ganglioside. Diese Moleküle nehmen Einfluss auf den Zellstoffwechsel und stehen dadurch mit zahlreichen Krankheiten, darunter auch Krebs, im Zusammenhang. Außerdem scheinen sie großen Einfluss darauf zu haben, wie gefährlich die Amyloid-Plaques und wie toxisch die Vorstufen der Amyloide sind. Diese Rolle der Ganglioside will Dr. Viola Nordström genauer untersuchen.
Dazu behandelt die junge Wissenschaftlerin Nervenzellen in der Kulturschale mit einer Substanz, die die Herstellung der Ganglioside unterdrückt. Anschließend werden den Zellen Amyloid-Oligomere zugegeben. Diese entstehen zwar auch im gesunden Gehirn, häufen sich dort jedoch nicht zu Plaques an, sondern werden wieder aufgelöst.
Nordström und ihre Kollegen untersuchen nun, ob die Nervenzellen, die keine Ganglioside bilden, resistenter gegen die gefährlichen Vorstufen werden. Gleichzeitig untersuchen sie, welche speziellen Einflüsse die Amyloide auf das Sterben der Nervenzellen haben und wie die Amyloid-Plaques entstehen. Abschließend wollen die Forscher ihre Ergebnisse an Mäusen überprüfen, deren von Alzheimer betroffenen Zellen keine Ganglioside mehr bilden können.
Viola Nordström erhofft, dass sie bei diesem Projekt grundlegend neue Erkenntnisse darüber gewinnen kann, wie Alzheimer entsteht. Daraus lassen sich möglicherweise Ansätze zur Prävention und Behandlung der schweren Erkrankung ableiten.
Viola Nordström studierte Biologie an den Universitäten Göttingen sowie Lund in Schweden und kam für ihre Doktorarbeit an die Universität Heidelberg. Seit ihrer Promotion im Jahr 2010 forscht sie am Deutschen Krebsforschungszentrum, wo sie seit 2012 die Projektgruppe „Glycosphingolipide im Zentralnervensystem“ leitet, die in der Abteilung „ Zelluläre und Molekulare Pathologie“ (Leiter: Prof. Hermann-Josef Gröne) angesiedelt ist.
Seit 2012 vergibt die „Alzheimer Forschung Initiative“ (AFI) alle zwei Jahre den Erwin Niehaus-Preis. Die AFI ist ein eingetragener gemeinnütziger Verein, der sich einer „Zukunft ohne Alzheimer“ verschrieben hat. Deshalb finanziert die Initiative seit 20 Jahren mit Spendengeldern Forschungsprojekte engagierter Alzheimer-Forscher und klärt die Öffentlichkeit über die Alzheimer-Krankheit auf. So konnten seit der Gründung des Düsseldorfer Vereins bereits über 7 Millionen Euro in die unabhängige Erforschung der Erkrankung investiert werden.
Die Preisverleihung findet am Donnerstag, dem 26. Februar, bei einem Festakt in Düsseldorf statt.