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HEIRECA - Die Heidelberger Revolution in der Klassifizierung von Hirntumoren

Das Fachmagazin „Acta Neuropathologica“ widmet seine aktuelle Ausgabe gänzlich der in Heidelberg entwickelten methylierungsbasierten Hirntumor-Klassifikation. Unter dem Titel „HEIRECA - The HEIdelberg REvolution of CAncer classification and what it means for neurooncology and neuropathology“ präsentiert es im Augustheft eine Sammlung hochkarätiger Originalmanuskripte zu diesem Thema. Zehn von elf Arbeiten wurden unter Beteiligung von Heidelberger Wissenschaftlern des Hopp-Kindertumorzentrums am NCT Heidelberg (KiTZ), des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) und des Universitätsklinikums Heidelberg (UKHD) durchgeführt. Das Hopp-Kindertumorzentrum am NCT Heidelberg (KiTZ) ist eine gemeinsame Einrichtung des Universitätsklinikums Heidelberg und des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ).

Methylierungsbasierte Techniken gelten als Durchbruch für die molekulare Tumorklassifikation, insbesondere bei Tumoren des Zentralen Nervensystems (ZNS). Sie beruhen auf der Auswertung bestimmter DNA-Anhängsel, so genannter DNA-Methylierungen. Je nach Tumorunterart bilden diese Methylierungen Muster, die Rückschlüsse auf den Zelltyp erlauben, aus dem die Tumoren hervorgehen. Deshalb eignen sie sich auch zur Erkennung und präzisen Einteilung von Tumoren in Klassen. Das neue Verfahren bietet damit eine wertvolle Ergänzung zu herkömmlichen Klassifizierungsverfahren, die auf einer mehr als hundert Jahre alten optischen Gewebeuntersuchungsmethode beruhen.

Zwei Forscherteams aus Heidelberg und Toronto konnten die Genauigkeit und Zuverlässigkeit der methylierungsbasierten Diagnostik erstmals vor rund fünf Jahren an vier Typen von Medulloblastomen nachweisen, einer der häufigsten Hirntumorarten bei Kindern. Die HEIRECA – Heidelberger Revolution in der Klassifizierung von Hirntumoren begann. Seither kooperiert die Heidelberger Gruppe um Stefan Pfister, David Jones und Andreas von Deimling weltweit mit Wissenschaftler-Teams, um die Methode für andere ZNS-Tumorarten und zuletzt auch für bestimmte Knochenkrebsarten (Sarkome) zu etablieren.

„Die immensen Fortschritte in der molekularbiologischen Analyse und modernste bioinformatische Ansätze zur Datenverarbeitung, sogenannte ‚Machine-learning'-Verfahren, geben uns heute ganz neue Möglichkeiten zur Klassifikation von Tumoren“, erklärt Pfister, KiTZ Direktor, Leiter der DKFZ Abteilung Pädiatrische Neuroonkologie und Oberarzt am Universitätsklinikum Heidelberg. Felix Sahm, Oberarzt am Universitätsklinikum Heidelberg und Forscher in der Klinischen Kooperationseinheit Neuropathologie am DKFZ (Leitung: von Deimling), ergänzt: „Inzwischen können wir mit Hilfe von Methylierungsmustern oft eine viel genauere Einordnung des Tumors vornehmen als das mit den gängigen histologischen Methoden möglich ist. Manchmal entdecken wir auch ganz neue, bisher unbekannte Tumor-Untergruppen.“

Die methylierungsbasierte Klassifizierung von ZNS-Tumoren trägt heute dazu bei, dass Pathologen in einem ganz erheblichen Anteil der Fälle genauere Diagnosen stellen und auf dieser Grundlage eine bessere Therapie für die Betroffenen wählen können. Den Patienten können damit wirkungslose und meist nebenwirkungsreiche Therapien erspart bleiben. Einige Patienten profitieren dadurch möglicherweise von neueren Therapieansätzen, die eine bessere Wirkung erwarten lassen.

Acta Neuropathologica (2018) August 2018, Volume 136, Issue 2. HEIRECA! The HEIdelberg REvolution of CAncer classification and what it means for neurooncology and neuropathology. link.springer.com/article/10.1007/s00401-018-1889-9

Über das DKFZ

Das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) ist mit mehr als 3.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die größte biomedizinische Forschungseinrichtung in Deutschland. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erforschen im DKFZ, wie Krebs entsteht, erfassen Krebsrisikofaktoren und suchen nach neuen Strategien, die verhindern, dass Menschen an Krebs erkranken. Sie entwickeln neue Methoden, mit denen Tumoren präziser diagnostiziert und Krebspatienten erfolgreicher behandelt werden können. Beim Krebsinformationsdienst (KID) des DKFZ erhalten Betroffene, Interessierte und Fachkreise individuelle Antworten auf alle Fragen zum Thema Krebs.

Um vielversprechende Ansätze aus der Krebsforschung in die Klinik zu übertragen und so die Chancen von Patientinnen und Patienten zu verbessern, betreibt das DKFZ gemeinsam mit exzellenten Universitätskliniken und Forschungseinrichtungen in ganz Deutschland Translationszentren:

  • Nationales Centrum für Tumorerkrankungen (NCT, 6 Standorte)
  • Deutsches Konsortium für Translationale Krebsforschung (DKTK, 8 Standorte)
  • Hopp-Kindertumorzentrum (KiTZ) Heidelberg
  • Helmholtz-Institut für translationale Onkologie (HI-TRON) Mainz – ein Helmholtz-Institut des DKFZ
  • DKFZ-Hector Krebsinstitut an der Universitätsmedizin Mannheim
  • Nationales Krebspräventionszentrum (gemeinsam mit der Deutschen Krebshilfe)

Das DKFZ wird zu 90 Prozent vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und zu 10 Prozent vom Land Baden-Württemberg finanziert und ist Mitglied in der Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren.

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