Nr. 24

Deutsches Krebsforschungszentrum spricht sich gegen die Schließung des Krebsregisters Baden-Württemberg aus

Seit 1994 dokumentiert das epidemiologische Krebsregister Baden-Württemberg neu auftretende Krebserkrankungen. Diese für die Krebsforschung unersetzliche Datenquelle wird nach den Plänen der Landesregierung Baden-Württemberg möglicherweise bald versiegen.“Ein schwerer Schlag für die Krebsursachenforschung“ sagt Privatdozent Dr. Nikolaus Becker, Epidemiologe im Deutschen Krebsforschungszentrum und Herausgeber des Deutschen Krebsatlass. “Außerdem sind wir besonders für die Qualitätssicherung von Früherkennungsprogrammen wie der geplanten bundesweiten Einführung der Mammographie auf die Daten des Krebsregisters angewiesen“, betont der Wissenschaftler. Während das Statistische Landesamt regelmäßig über die amtliche Todesursachenstatistik Daten zur Krebssterblichkeit aufbereitet, liegen bislang Zahlen zu Krebsneuerkrankungen nicht vor. Diese Lücke zu schließen, ist eine wesentliche Aufgabe des Krebsregisters Baden-Württemberg.

Voraussetzung für eine sinnvolle Nutzung der Daten des Krebsregisters durch die Forschung ist allerdings, dass Krebsneuerkrankungen möglichst vollzählig erfasst werden. Genau darin liegt aber nach Meinung der Kritiker der Schwachpunkt des baden-württembergischen Registers. Der angestrebte Erfassungsgrad von 90 Prozent werde nicht erreicht. Als wichtigen Grund für die schlechten Meldewerte nennt Nikolaus Becker, Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats des Krebsregisters, das problematische Meldeverfahren: Ärzte und Kliniken sind nicht, wie etwa in skandinavischen Ländern oder mehreren anderen deutschen Bundesländern, zur Meldung neu auftretender Krebsfälle verpflichtet.

Deshalb hat der wissenschaftliche Beirat des Krebsregisters dem Sozialministerium vorgeschlagen, für Krebserkrankungen eine Meldepflicht einzuführen und die Erfassungsquote nach einigen Jahren erneut zu prüfen. Die Experten hoffen, dass dadurch das angestrebte Ziel erreicht werden kann.

Das Deutsche Krebsforschungszentrum tritt nachdrücklich für den Erhalt des Krebsregisters ein und hat der Landesregierung dafür seine Unterstützung angeboten. “Es wäre bedauerlich, wenn die Landesregierung sich nicht den Empfehlungen des Wissenschaftlichen Beirats anschließen würde, ausgerechnet zu einem Zeitpunkt, wo die flächendeckende Einführung des Mammographie-Screenings eine präzise Erfassung der Krebsneuerkrankungen erforderlich macht“, so Nikolaus Becker.

Über das DKFZ

Das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) ist mit mehr als 3.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die größte biomedizinische Forschungseinrichtung in Deutschland. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erforschen im DKFZ, wie Krebs entsteht, erfassen Krebsrisikofaktoren und suchen nach neuen Strategien, die verhindern, dass Menschen an Krebs erkranken. Sie entwickeln neue Methoden, mit denen Tumoren präziser diagnostiziert und Krebspatienten erfolgreicher behandelt werden können. Beim Krebsinformationsdienst (KID) des DKFZ erhalten Betroffene, Interessierte und Fachkreise individuelle Antworten auf alle Fragen zum Thema Krebs.

Um vielversprechende Ansätze aus der Krebsforschung in die Klinik zu übertragen und so die Chancen von Patientinnen und Patienten zu verbessern, betreibt das DKFZ gemeinsam mit exzellenten Universitätskliniken und Forschungseinrichtungen in ganz Deutschland Translationszentren:

  • Nationales Centrum für Tumorerkrankungen (NCT, 6 Standorte)
  • Deutsches Konsortium für Translationale Krebsforschung (DKTK, 8 Standorte)
  • Hopp-Kindertumorzentrum (KiTZ) Heidelberg
  • Helmholtz-Institut für translationale Onkologie (HI-TRON) Mainz – ein Helmholtz-Institut des DKFZ
  • DKFZ-Hector Krebsinstitut an der Universitätsmedizin Mannheim
  • Nationales Krebspräventionszentrum (gemeinsam mit der Deutschen Krebshilfe)

Das DKFZ wird zu 90 Prozent vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und zu 10 Prozent vom Land Baden-Württemberg finanziert und ist Mitglied in der Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren.

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