Primäres Einsatzgebiet ist die perkutane Intervention, bei der eine dünne Kanüle durch die Haut eingestochen und an ein meist tief im Körperinneren gelegenes Zielorgan unter ständiger Bildkontrolle herangeführt wird. Mögliche Anwendungsgebiete sind z.B. die Schmerzbehandlung bei Tumoren oder die Therapie chronischer Schmerzen. Mit dem System lassen sich auch andere Instrumente wie Laserfasern oder Biopsiekanülen zur Gewebeentnahme kombinieren.
Nachdem die Arbeitsgruppe Interventionelle Verfahren des DKFZ unter Leitung von Dr. Michael Bock das System in Zusammenarbeit mit Professor Hubert J. Bardenheuer von der Heidelberger Universitätsklinik für Anästhesiologie im Tierversuch getestet hat, wollen Mediziner und Forscher zukünftig in Patientenstudien verschiedene Einsatzgebiete in der Schmerztherapie und der Behandlung chronischer Schmerzen untersuchen. Unter anderem sollen bei Patienten mit Tumoren der Bauchspeicheldrüse Schmerzmitteldepots lokal an den Nervenknoten im Körperinneren gesetzt werden. Für die Patienten bedeutet dies einen Gewinn an Lebensqualität, da ihnen eine medikamentöse Schmerztherapie mit Morphinen ersparen bleibt.
Der Arzt plant den Eingriff am Computer auf Basis der MRT-Schnittbilder des Patienten. Das Assistenzsystem gibt dann den Weg des Instrumentes vor dem Einstich präzise vor. Generell bietet die Behandlung im MRT Vorteile für die Patienten, da die Eingriffe – anders als im Computer-tomographen - ohne Röntgenstrahlung auskommen und der Operateur die Organe oft besser abgrenzen kann.
Mittelfristig soll das System gezielt an weitere onkologische Anwendungen wie die Behandlung von Lebermetastasen angepasst werden, wobei auch Techniken der lokalen Hyperthermie- oder Kryotherapie eingesetzt werden könnten. Damit das Assistenzsystem optimal mit dem MRT zusammenarbeiten kann, werden zurzeit am DKFZ neue Technologien für die Instrumentenverfolgung entwickelt, so dass der Operateur in Zukunft allein durch die Bewegung des Assistenzsystems sowohl das Operationsinstrument als auch die Bildgebung steuern kann.
Das Assistenzsystem wurde von der Firma Innomedic, Herxheim, gemeinsam mit dem Forschungszentrum Karlsruhe und dem Radiologen Professor Andreas Melzer von der Fachhochschule Gelsenkirchen entwickelt.
Bild in druckfähiger Auflösung finden Sie hier.
Bildtext: Behandlung einer Patientin im MRT: Nachdem das Assistenzsystem (links) die Nadel an der Einstichstelle im unteren Rückenbereich positioniert hat, führt der Arzt die Nadel manuell durch die Haut bis zum Zielorgan vor (nachgestellte Szene).
Bildquelle: DKFZ / de Andres
Über das DKFZ
Das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) ist mit mehr als 3.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die größte biomedizinische Forschungseinrichtung in Deutschland. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erforschen im DKFZ, wie Krebs entsteht, erfassen Krebsrisikofaktoren und suchen nach neuen Strategien, die verhindern, dass Menschen an Krebs erkranken. Sie entwickeln neue Methoden, mit denen Tumoren präziser diagnostiziert und Krebspatienten erfolgreicher behandelt werden können. Beim Krebsinformationsdienst (KID) des DKFZ erhalten Betroffene, Interessierte und Fachkreise individuelle Antworten auf alle Fragen zum Thema Krebs.
Um vielversprechende Ansätze aus der Krebsforschung in die Klinik zu übertragen und so die Chancen von Patientinnen und Patienten zu verbessern, betreibt das DKFZ gemeinsam mit exzellenten Universitätskliniken und Forschungseinrichtungen in ganz Deutschland Translationszentren:
- Nationales Centrum für Tumorerkrankungen (NCT, 6 Standorte)
- Deutsches Konsortium für Translationale Krebsforschung (DKTK, 8 Standorte)
- Hopp-Kindertumorzentrum (KiTZ) Heidelberg
- Helmholtz-Institut für translationale Onkologie (HI-TRON) Mainz – ein Helmholtz-Institut des DKFZ
- DKFZ-Hector Krebsinstitut an der Universitätsmedizin Mannheim
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Das DKFZ wird zu 90 Prozent vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und zu 10 Prozent vom Land Baden-Württemberg finanziert und ist Mitglied in der Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren.