Nr. 34

BAMBI bringt Wachstumsfaktoren zum Schweigen

Bei der Entstehung von Krankheiten wie Krebs spielt die Protein-Familie der TGF-? -Wachstumsfaktoren eine wichtige Rolle. Daß auch das Protein BAMBI bei der Entartung von Zellen von Bedeutung ist, stellte Privatdozent Dr. Christof Niehrs, Leiter der Abteilung Molekulare Embryologie des Deutschen Krebsforschungszentrums, bei seiner Forschungsarbeit über Wachstumsfaktoren fest. Der Biologe hatte das Membranprotein bei Untersuchungen an Embryonen des Krallenfroschs Xenopus laevis entdeckt. In der September-Ausgabe der Zeitschrift Nature* beschreibt er, wie BAMBI arbeitet und welche Aufgabe es bei der Regulation der Froschentwicklung übernimmt. Erkenntnisse über die Funktion des Proteins erlauben damit Rückschlüsse auf molekulare Mechanismen, die zur Krebsentstehung führen.

Die TGF-? -Wachstumsfaktoren regulieren die Embryonalentwicklung über eine Kette von Signalen, an der verschiedene Proteine beteiligt sind. Die Produktion eines bestimmten TGF-? -Proteins löst die Bildung eines bislang unbekannten Eiweißmoleküls aus, stellten Niehrs und seine Mitarbeiter in Zusammenarbeit mit Wissenschaftlern des Forschungsschwerpunkts Angewandte Tumorvirologie sowie Kollegen des Memorial Sloan-Kettering Cancer Center, New York, und des Howard Hughes Medical Insitute, New York, fest. Dieses Protein mit dem Namen BAMBI ähnelt Rezeptoren in der Zellmembran, an die die Botenstoffe der TGF-? -Familie “andocken“, um Signale für die Zellreifung weiterzugeben. Wie diese TGF-? -Membranrezeptoren ermöglicht auch BAMBI die Bindung von TGF-? -Proteinen, fanden die Wissenschaftler heraus. Gleichwohl besitzt das Protein nicht die Fähigkeit, die Signale der Wachstumsfaktoren weiterzugeben. BAMBI erweist sich damit als Pseudorezeptor, der die Rezeptoren der Wachstumsfaktoren nachahmt, jedoch dem Entwicklungsprozeß entgegenwirkt. Das Membranprotein schützt dadurch vor unkontrolliertem Wachstum, wenn die Funktion der TGF-? -Proteine gestört ist. Die Wissenschaftler fanden zudem heraus, daß BAMBI sehr große Ähnlichkeit zu einem Protein aufweist, das in Zusammenhang mit Hautkrebs von Bedeutung sein könnte. Erkenntnisse über die Funktionsweise des Pseudorezeptors liefern deshalb einen wichtigen Beitrag, um die Rolle des Proteins bei der Entstehung von Tumoren besser zu verstehen.

* Darya Onichtchouk, Ye-Guang Chen, Roland Dosch, Volker Gawantka, Hajo Delius, Joan Massague und Christof Niehrs. Silencing of TGF-? signalling by the pseudoreceptor BAMBI. Nature, Volume 401, S. 480, 1999.

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Das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) ist mit mehr als 3.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die größte biomedizinische Forschungseinrichtung in Deutschland. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erforschen im DKFZ, wie Krebs entsteht, erfassen Krebsrisikofaktoren und suchen nach neuen Strategien, die verhindern, dass Menschen an Krebs erkranken. Sie entwickeln neue Methoden, mit denen Tumoren präziser diagnostiziert und Krebspatienten erfolgreicher behandelt werden können. Beim Krebsinformationsdienst (KID) des DKFZ erhalten Betroffene, Interessierte und Fachkreise individuelle Antworten auf alle Fragen zum Thema Krebs.

Um vielversprechende Ansätze aus der Krebsforschung in die Klinik zu übertragen und so die Chancen von Patientinnen und Patienten zu verbessern, betreibt das DKFZ gemeinsam mit exzellenten Universitätskliniken und Forschungseinrichtungen in ganz Deutschland Translationszentren:

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