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Hirntumoren im Kindes- und Jugendalter

Bundesweites Behandlungsnetzwerk trifft sich im Deutschen Krebsforschungszentrum

Nr. 15 | 14.03.2013 | von Sel

Am 15. und 16. März treffen sich Spezialisten für kindliche Hirntumoren aus ganz Deutschland in Heidelberg, um über die aktuellen Diagnose- und Behandlungsmöglichkeiten für die jungen Patienten zu diskutieren. International renommierte Experten berichten über neue Erkenntnisse bei erblichen Tumoren, innovative zielgerichtete Medikamente sowie  neue Maßstäbe bei der Beurteilung des Behandlungserfolgs: Nicht nur die Tumorgröße, sondern auch die Funktion des Gehirns soll im Vordergrund stehen. Wissenschaftler und Ärzte aus dem Deutschen Krebsforschungszentrum, der Kinderklinik des Universitätsklinikums Heidelberg sowie der Berliner Charité organisieren gemeinsam mit der Deutschen Kinderkrebsstiftung die Tagung.

Medulloblastomrezidiv vor und nach Therapie
© dkfz.de

Rund 500 Kinder und Jugendliche erkranken jedes Jahr in Deutschland an einem Hirntumor. „Zum Glück können wir die meisten von ihrer Krankheit heilen“, sagt Professor Olaf Witt, Abteilungsleiter am DKFZ und gleichzeitig Kinderarzt am Heidelberger Universitätsklinikum und einer der wissenschaftlichen Leiter der Tagung. Das liegt auch an der hervorragenden Vernetzung der Kinderonkologie in Deutschland: Nahezu alle Kinder mit Krebs werden im Rahmen einer klinischen Studie behandelt. „Alle Kinderonkologen in Deutschland stehen miteinander in Kontakt, tauschen sich regelmäßig über die optimalen Strategien aus und gewährleisten damit, dass die Kinder die beste aktuell verfügbare Diagnostik und Therapie erhalten.“ Studien zur Behandlung von Kindern und Jugendlichen mit Hirntumoren werden in einem Forschungsverbund von der Deutschen Kinderkrebsstiftung seit mehr als 10 Jahren kontinuierlich gefördert.

Bei den hochgradigen Gliomen, den besonders bösartigen Hirntumoren, liegt die Überlebenswahrscheinlichkeit trotz großer Fortschritte auf anderen Gebieten in der Kinderonkologie nach wie vor zu niedrig. Hier liegt die Hoffnung auf neuen, zielgerichteten Medikamenten. „Sie greifen im Idealfall nur die Krebszellen an und nicht das gesunde Gewebe, deshalb haben sie meist auch weniger Nebenwirkungen als die herkömmlichen Chemotherapien“, erklärt der Arzt und Wissenschaftler Professor Stefan Pfister, der ebenfalls am DKFZ und in der Kinderklinik tätig ist. „Im Rahmen des internationalen Krebsgenomprojektes suchen wir hier in Heidelberg speziell nach Veränderungen in den Krebszellen von kindlichen Hirntumoren. So stoßen wir möglicherweise auf neue Zielstrukturen, gegen die es lohnt, neue Medikamente zu entwickeln.“ Auf der anstehenden Tagung berichten internationale Experten über neue Entwicklungen auf diesem Gebiet. So spricht etwa der renommierte Kinderonkologe von der Harvard Medical School, Mark Kieran, über neue Hemmstoffe von Signalwegen, die ausschließlich in Hirntumorzellen aktiv sind. „Im Rahmen von Einzelheilversuchen konnten wir mit solchen Ansätzen bereits überraschende Wirkungen beobachten“, erzählt Olaf Witt.

Auch in der Bestrahlung von Hirntumoren können speziell die Heidelberger Strahlentherapeuten Erfolge vermelden: Im Heidelberger Ionenstrahl-Therapiezentrum HIT des Universitätsklinikums werden bereits regelmäßig auch Kinder und Jugendliche behandelt. „Die Ergebnisse sind vielversprechend“, berichtet Professor Stephanie Combs, „weil wir hier die Tumoren wesentlich präziser bestrahlen können. Das ist besonders bei Kindern wichtig, deren Gehirn noch nicht ausgereift ist.“

Gerade bei den niedriggradigen Tumoren, die selten tödlich verlaufen und gut zu behandeln sind, ist es von großer Bedeutung, die Langzeitfolgen einer intensiven Therapie so gut wie irgend möglich zu vermeiden. „Hier erleben wir gerade einen Paradigmenwechsel“, sagt Olaf Witt. „Es geht nicht mehr nur darum, den Tumor möglichst erfolgreich zum Schrumpfen zu bringen. Ein vorrangiges Therapieziel ist die Wiederherstellung oder Erhaltung von Hirnfunktionen.“ Wie genau dabei „Hirnfunktionen“ definiert und diagnostiziert werden können, soll auf der Tagung diskutiert werden.

Die Tagung „Hirntumoren im Kindes- und Jugendalter“ findet vom 15.3. bis zum 16.3.2013 im Deutschen Krebsforschungszentrum in Zusammenarbeit mit dem Universitätsklinikum Heidelberg und dem Nationalen Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) statt.

Fragen zu Krebs, auch zu Krebs im Kindes- und Jugendalter, beantwortet der Krebsinformationsdienst (KID) des Deutschen Krebsforschungszentrums unter 0800-420 30 40 kostenlos täglich von 8.00 bis 20.00 Uhr. Oder per Email unter krebsinformationsdienst@dkfz.de. Über Tumoren im Kindesalter informiert die Deutsche Kinderkrebsstiftung auf ihrem Informationsportal www.kinderkrebsinfo.de.

Das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) ist mit mehr als 3.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die größte biomedizinische Forschungseinrichtung in Deutschland. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erforschen im DKFZ, wie Krebs entsteht, erfassen Krebsrisikofaktoren und suchen nach neuen Strategien, die verhindern, dass Menschen an Krebs erkranken. Sie entwickeln neue Methoden, mit denen Tumoren präziser diagnostiziert und Krebspatienten erfolgreicher behandelt werden können. Beim Krebsinformationsdienst (KID) des DKFZ erhalten Betroffene, Interessierte und Fachkreise individuelle Antworten auf alle Fragen zum Thema Krebs.

Um vielversprechende Ansätze aus der Krebsforschung in die Klinik zu übertragen und so die Chancen von Patientinnen und Patienten zu verbessern, betreibt das DKFZ gemeinsam mit exzellenten Universitätskliniken und Forschungseinrichtungen in ganz Deutschland Translationszentren:

  • Nationales Centrum für Tumorerkrankungen (NCT, 6 Standorte)
  • Deutsches Konsortium für Translationale Krebsforschung (DKTK, 8 Standorte)
  • Hopp-Kindertumorzentrum (KiTZ) Heidelberg
  • Helmholtz-Institut für translationale Onkologie (HI-TRON) Mainz – ein Helmholtz-Institut des DKFZ
  • DKFZ-Hector Krebsinstitut an der Universitätsmedizin Mannheim
  • Nationales Krebspräventionszentrum (gemeinsam mit der Deutschen Krebshilfe)
Das DKFZ wird zu 90 Prozent vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und zu 10 Prozent vom Land Baden-Württemberg finanziert und ist Mitglied in der Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren.

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