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Mehrfach ausgezeichnete Forschung zu Hirntumoren bei Kindern

Nr. 35 | 07.07.2011 | von (War)

Vor kurzem wurden die Leistungen in der Molekulargenetik kindlicher Hirntumoren am Deutschen Krebsforschungszentrum gleich doppelt prämiert. Dr. Stefan Pfister und Dr. Andrey Korshunov erhielten den Fritz-Lampert-Preis für ihre Arbeit zur Analyse genetischer Veränderungen in Ependymomen. Dr. Hendrik Witt wurde mit dem AACR-GlaxoSmithKline Clinical Cancer Research Scholar Award für seine Entdeckung von epigenetischen Veränderungen, so genannten Methylierungsmustern in pilozytischen Astrozytomen geehrt.

Dr. Hendrik Witt
© dkfz.de

Der Fritz-Lampert-Preis wird jährlich für die beste zukunftsweisende Forschungsarbeit in der kindlichen Hämatologie und Onkologie im deutsch-russischsprachigen Raum verliehen. Die TRANSAID-Stiftung für krebskranke Kinder hat 2011 Dr. Stefan Pfister und Dr. Andrey Korshunov damit ausgezeichnet. Die beiden Wissenschaftler entdeckten in Ependymomen, den zweithäufigsten Gehirntumoren im Kindesalter, charakteristische Veränderungen an den Chromosomen. Diese individuellen Unterschiede lassen sehr genaue Rückschlüsse auf den Krankheitsverlauf zu. Möglicherweise können die Ergebnisse helfen, den jungen Patienten einige belastende Therapien zu ersparen.

Die Vergabe des mit 10.000 Euro dotierten Preises in Moskau stand im Zeichen der Einweihung des „Föderalen wissenschaftlich-klinischen Zentrums für Kinder-Hämatologie, Onkologie und Immunologie“. Nach fünf Jahren Bauzeit besitzt die russische Hauptstadt nun eine der größten und modernsten Kinderkrebskliniken Europas. Dr. Pfister leitet die Forschungsgruppe Molekulargenetik pädiatrischer Hirntumoren des DKFZ und ist gleichzeitig an der Kinderklinik des Universitätsklinikums Heidelberg tätig. Er arbeitet schon seit fast zehn Jahren mit dem Burdenko-Institut für Neurochirurgie in Moskau zusammen. Von dort wechselte Dr. Korshunov vor drei Jahren zur klinischen Kooperationseinheit Neuropathologie des DKFZ und des Universitätsklinikums Heidelberg. Die Strahlen- und Chemotherapien der jungen Krebspatienten, die bisher im Burdenko-Institut betreut wurden, übernimmt zukünftig das neue Zentrum.

Dr. Hendrik Witt, ebenfalls Mitarbeiter der Forschungsgruppe Molekulargenetik pädiatrischer Hirntumoren, wurde dieses Jahr von der American Association for Cancer Research (AACR) ausgezeichnet. Er erhielt den mit 2.000 Dollar dotierten AACR-GlaxoSmithKline Clinical Cancer Research Scholar Award. Die AACR ehrt damit jährlich junge Wissenschaftler für klinische Forschungsarbeiten. Witt hat spezielle epigenetische Veränderungen, so genannte Methylierungsmuster, in der DNA von pilozytischen Astrozytomen, dem häufigsten Hirntumor bei Kindern, identifiziert. Die Art der Methylierung erlaubt Prognosen, wie sich der Krebs entwickeln wird.

Da das Risiko für viele Krebsarten mit zunehmendem Alter steigt, nimmt die Gesellschaft selten wahr, dass jährlich hunderte Kinder an Hirntumoren erkranken. Gerade für diese jungen Patienten, die nicht selten ihr Leben lang mit den Folgen des Tumors und den Langzeitwirkungen aggressiver Therapien kämpfen müssen, ist eine maßgeschneiderte Behandlung besonders wichtig. Das macht diese beiden Forschungsergebnisse so wertvoll. Ihre Erkenntnisse zu molekularen Markern, die das Therapieansprechen und damit die Intensität der notwendigen Krebsbehandlung darstellen, fördern höhere Überlebensraten bei geringeren Spätfolgen.

Ein Bild von der Preisverleihung an Dr. Hendrik Witt steht im Internet zur Verfügung unter:
http://www.dkfz.de/de/presse/pressemitteilungen/2011/images/Witt-Preisverleihung.jpg

Andrey Korshunov, Hendrik Witt, Thomas Hielscher, Axel Benner, Marc Remke, Marina Ryzhova, Till Milde, Sebastian Bender, Andrea Wittmann, Anna Schöttler, Andreas E. Kulozik, Olaf Witt, Andreas von Deimling, Peter Lichter und Stefan Pfister: Molecular Staging of Intracranial Ependymoma in Children and Adults. Journal of Clinical Oncology 2010 Jul 1; 28(19): 3182-90. Epub 2010 Jun 01. DOI:10.1200/JCO.2009.27.3359

Das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) ist mit mehr als 3.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die größte biomedizinische Forschungseinrichtung in Deutschland. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erforschen im DKFZ, wie Krebs entsteht, erfassen Krebsrisikofaktoren und suchen nach neuen Strategien, die verhindern, dass Menschen an Krebs erkranken. Sie entwickeln neue Methoden, mit denen Tumoren präziser diagnostiziert und Krebspatienten erfolgreicher behandelt werden können. Beim Krebsinformationsdienst (KID) des DKFZ erhalten Betroffene, Interessierte und Fachkreise individuelle Antworten auf alle Fragen zum Thema Krebs.

Um vielversprechende Ansätze aus der Krebsforschung in die Klinik zu übertragen und so die Chancen von Patientinnen und Patienten zu verbessern, betreibt das DKFZ gemeinsam mit exzellenten Universitätskliniken und Forschungseinrichtungen in ganz Deutschland Translationszentren:

  • Nationales Centrum für Tumorerkrankungen (NCT, 6 Standorte)
  • Deutsches Konsortium für Translationale Krebsforschung (DKTK, 8 Standorte)
  • Hopp-Kindertumorzentrum (KiTZ) Heidelberg
  • Helmholtz-Institut für translationale Onkologie (HI-TRON) Mainz – ein Helmholtz-Institut des DKFZ
  • DKFZ-Hector Krebsinstitut an der Universitätsmedizin Mannheim
  • Nationales Krebspräventionszentrum (gemeinsam mit der Deutschen Krebshilfe)
Das DKFZ wird zu 90 Prozent vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und zu 10 Prozent vom Land Baden-Württemberg finanziert und ist Mitglied in der Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren.

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