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Neues Nachweisverfahren für Antibiotika-Resistenz: Mutationen geben Leuchtsignale

Nr. 97 | 27.11.2006 | von (Koh)

Der Austausch eines einzigen Gen-Bausteins im Erbgut des Tuberkulose-Erregers verursacht Resistenz gegen das Antibiotikum Rifampicin. Wissenschaftler aus dem Deutschen Krebsforschungszentrum und den Universitäten Heidelberg und Bielefeld entwickelten ein hochempfindliches Testverfahren, das diese Genveränderung auf der Ebene des Einzelmoleküls nachweist und damit Auskunft über den Resistenzstatus eines Infizierten gibt.

Vielen Antibiotika-Resistenzen liegen spezifische Mutationen im Erbgut der Erreger zugrunde. Bei bedrohlichen Infektionen ist es für den Patienten überlebenswichtig, schnell zu klären, welches Medikament ihm hilft. Die gängigen Methoden zum Resistenznachweis nehmen aber gerade bei Mikroorganismen wie den Tuberkuloseerregern, die in der Kulturschale nur sehr langsam wachsen, zuviel Zeit in Anspruch.

Wissenschaftler um Dr. Jens-Peter Knemeyer aus der Abteilung Funktionelle Genomanalyse im Deutschen Krebsforschungszentrum kombinieren ein Hybridisierungsverfahren, bei dem sich kleine DNA-Sonden hochspezifisch ausschließlich an die mutierte Gensequenz binden, mit der Technik der konfokalen Mikroskopie: Die DNA-Sonden sind mit einem Fluoreszenzfarbstoff gekoppelt, der unter Laserlicht aufleuchtet. Dieses Leuchtsignal erscheint jedoch nur dann, wenn die Sonde sich an ihre Zielsequenz auf dem Bakterienerbgut anlagert. "Ungebundene" Sondenmoleküle geben kein Signal ab. Jeder dieser Mini-Lichtblitze, die entstehen, wenn sich Sonde und Zielmolekül aneinander binden, weist ein einziges mutiertes DNA-Molekül nach.

Durch die Messung der Dauer und der Abklingzeiten der Lichtblitze unterscheiden die Forscher ein echtes Messergebnis vom allgegenwärtigen Hintergrundleuchten: Aufgrund chemischer Eigenschaften der beteiligten Moleküle klingt die spontane Fluoreszenz wesentlich schneller ab als das Signal der Farbstoff gekoppelten Sonde.

Der Nachweis der Resistenz verursachenden Punktmutation im Erbgut des Tuberkelbazillus ist nur eine von zahlreichen Einsatzmöglichkeiten der so genannten Einzelmolekül-Fluoreszenz-Spektroskopie. Das Verfahren bietet einen großen Vorteil: Statt, wie beim Nachweis der Antibiotika-Resistenz, die Lichtblitze in einer Probenlösung zu erfassen, kann die Untersuchungsmethode auch in lebenden Zellen durchgeführt werden. Dr. Jörg Hoheisel, Leiter der Abteilung Funktionelle Genomanalyse im Deutschen Krebsforschungszentrum, erklärt: "Ebenso gut wie DNA-Mutationen können wir mit geeigneten Sonden alle Moleküle in einer Zelle nachweisen, die kennzeichnend für eine bestimmte Erkrankung sind. Da einzelne Moleküle nachgewiesen werden, ist der Test hochempfindlich - trotzdem aber zuverlässig, weil wir über die Abklingzeiten eine interne Kontrolle haben."

Identification of single-point mutations in mycobacterial 16S rRNA sequences by confocal single-molecule fluorescence spectroscopy. Nicole Marmé, Achim Friedrich, Matthias Müller, Oliver Nolte, Jürgen Wolfrum, Jörg D. Hoheisel, Markus Sauer und Jens-Peter Knemeyer, Nucleic Acids Research Band 34 2006. DOI: 10.1093/nar/gkl495

Das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) ist mit mehr als 3.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die größte biomedizinische Forschungseinrichtung in Deutschland. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erforschen im DKFZ, wie Krebs entsteht, erfassen Krebsrisikofaktoren und suchen nach neuen Strategien, die verhindern, dass Menschen an Krebs erkranken. Sie entwickeln neue Methoden, mit denen Tumoren präziser diagnostiziert und Krebspatienten erfolgreicher behandelt werden können. Beim Krebsinformationsdienst (KID) des DKFZ erhalten Betroffene, Interessierte und Fachkreise individuelle Antworten auf alle Fragen zum Thema Krebs.

Um vielversprechende Ansätze aus der Krebsforschung in die Klinik zu übertragen und so die Chancen von Patientinnen und Patienten zu verbessern, betreibt das DKFZ gemeinsam mit exzellenten Universitätskliniken und Forschungseinrichtungen in ganz Deutschland Translationszentren:

  • Nationales Centrum für Tumorerkrankungen (NCT, 6 Standorte)
  • Deutsches Konsortium für Translationale Krebsforschung (DKTK, 8 Standorte)
  • Hopp-Kindertumorzentrum (KiTZ) Heidelberg
  • Helmholtz-Institut für translationale Onkologie (HI-TRON) Mainz – ein Helmholtz-Institut des DKFZ
  • DKFZ-Hector Krebsinstitut an der Universitätsmedizin Mannheim
  • Nationales Krebspräventionszentrum (gemeinsam mit der Deutschen Krebshilfe)
Das DKFZ wird zu 90 Prozent vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und zu 10 Prozent vom Land Baden-Württemberg finanziert und ist Mitglied in der Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren.

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