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Rauchen und Passivrauchen gefährlicher als bisher angenommen

Neubewertung durch die International Agency for Research on Cancer (IARC) erfordert Konsequenzen

Nr. 28 | 28.05.2004 | von (Koh/MPL)

Immer mehr Menschen sterben vorzeitig an den Folgen des Rauchens und des Passivrauchens und verlieren durchschnittlich acht Lebensjahre, im Einzelfall sogar 20-25 Jahre ihrer Lebenserwartung. Das internationale Krebsforschungszentrum der Weltgesundheitsorganisation in Lyon (International Agency for Research on Cancer, IARC) stellt in seiner gerade erschienenen Monographie über Rauchen und Passivrauchen fest, dass die Tabakepidemie inzwischen weltweit ein Ausmaß angenommen hat, das Wissenschaft und Medizin zu konzertiertem Handeln zwingt.

Die Neubewertung der Folgeschäden von Rauchen und Passivrauchen macht deutlich, dass Herzkreislauferkrankungen, Lungenkrankheiten und Schlaganfall vor Krebs die Hauptursachen für frühzeitige tabakrauchbedingte Sterblichkeit darstellen. Neben Krebs der Mundhöhle, des Rachens und des Kehlkopfes, der Lunge, Speiseröhre, Bauspeicheldrüse, Harnblase und Niere sind noch weitere Krebsarten als tabakrauchbedingt identifiziert worden: Magen-, Leber- und Gebärmutterhalskrebs sowie Nierenzellkarzinome. Auch an der Entstehung der myeloischen Leukämie ist Tabakrauchen beteiligt.

Passivrauch ist krebserzeugend und kann bei Nichtrauchern zu Lungenkrebs führen – die wissenschaftliche Evidenz ist unangreifbar, da inzwischen eine Vielzahl von Studien zu diesem Ergebnis kommen. In Industrieländern wie Deutschland beginnen immer mehr Frauen immer früher zu rauchen. Damit nähert sich ihr Lungenkrebsrisiko dem der Männer an. Rund 90 Prozent aller Lungenkrebstodesfälle sind bei Männern und Frauen auf das Rauchen zurückzuführen.

Auch wenn Zigarettenrauchen die am weitesten verbreitete Form des Tabakkonsums darstellt, führen auch Zigarren und Pfeifen zu einem erhöhten Risiko z. B. für Lungen- oder Mundhöhlenkrebs.

„Diese dramatische Situation könnte bereits kurzfristig verändert werden,“ erklärt Prof. Otmar D. Wiestler, Wissenschaftlicher Stiftungsvorstand des Deutschen Krebsforschungszentrums „denn die neueste Publikation der IARC macht deutlich, dass der Krebs- und Tabakepidemie Einhalt geboten werden kann, wenn Tabakkontrollmaßnahmen erfolgen. Umfassende Maßnahmen der Tabakkontrolle, die bereits in einigen Industrienationen ergriffen wurden, zeigen schon jetzt Erfolge. Tabakbedingte Krebsfälle können auch in Deutschland reduziert werden, wenn die vom Deutschen Krebsforschungszentrum bereits entwickelten und von der Deutschen Krebshilfe propagierten Handlungsempfehlungen umgesetzt würden.“

Ansprechpartner für die Neubewertung von Rauchen und Passivrauchen bei der IARC: Dr. Nicolas Gaudin, Press Officer of IARC, Lyon: com@iarc.fr oder Dr. Kurt Straif: straif@iarc.fr 0033/472738485

Ansprechpartner für die Handlungsempfehlungen des Deutschen Krebsforschungszentrums: WHO Kollaberationszentrum für Tabakkontrolle im Deutschen Krebsforschungszentrum: who-cc@dkfz.de oder: 06221/42-3007

Das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) ist mit mehr als 3.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die größte biomedizinische Forschungseinrichtung in Deutschland. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erforschen im DKFZ, wie Krebs entsteht, erfassen Krebsrisikofaktoren und suchen nach neuen Strategien, die verhindern, dass Menschen an Krebs erkranken. Sie entwickeln neue Methoden, mit denen Tumoren präziser diagnostiziert und Krebspatienten erfolgreicher behandelt werden können. Beim Krebsinformationsdienst (KID) des DKFZ erhalten Betroffene, Interessierte und Fachkreise individuelle Antworten auf alle Fragen zum Thema Krebs.

Um vielversprechende Ansätze aus der Krebsforschung in die Klinik zu übertragen und so die Chancen von Patientinnen und Patienten zu verbessern, betreibt das DKFZ gemeinsam mit exzellenten Universitätskliniken und Forschungseinrichtungen in ganz Deutschland Translationszentren:

  • Nationales Centrum für Tumorerkrankungen (NCT, 6 Standorte)
  • Deutsches Konsortium für Translationale Krebsforschung (DKTK, 8 Standorte)
  • Hopp-Kindertumorzentrum (KiTZ) Heidelberg
  • Helmholtz-Institut für translationale Onkologie (HI-TRON) Mainz – ein Helmholtz-Institut des DKFZ
  • DKFZ-Hector Krebsinstitut an der Universitätsmedizin Mannheim
  • Nationales Krebspräventionszentrum (gemeinsam mit der Deutschen Krebshilfe)
Das DKFZ wird zu 90 Prozent vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und zu 10 Prozent vom Land Baden-Württemberg finanziert und ist Mitglied in der Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren.

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