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HPV-infizierte Zellen in den Selbstmord treiben

Neue Strategie gegen Gebärmutterhalskrebs

Nr. 50 | 05.11.2003 | von (And)

Das Humane Papillomavirus (HPV) ist eine der wichtigsten Ursachen von Gebärmutterhalskrebs. Wie HPV-infizierte Zellen zielgerichtet zum Selbstmord veranlasst werden können, schilderte kürzlich ein Forscherteam um Privatdozentin Dr. Karin Butz und Professor Felix Hoppe-Seyler vom Deutschen Krebsforschungszentrum in der Fachzeitschrift Oncogene*. Mit einer neuen molekularbiologischen Methode, der RNS-Interferenz, wird das Virus-Gen E6 gehemmt und damit das körpereigene Selbstmordprogramm der Zelle, die Apoptose, in Gang gesetzt. HPV-positive Zellen können dadurch selektiv vernichtet werden.

Bislang sind mehr als 100 Vertreter der Papillomavirengruppe bekannt. Die meisten verursachen harmlose Warzen auf der Haut. Aber zwei gefährliche Vertreter dieser Virengruppe, Typ 16 und 18, sind für rund 70 Prozent aller Gebärmutterhalstumoren verantwortlich. Bisher erfolgt die Behandlung durch Operation oder Laserbehandlung des befallenen Gewebes. Nicht immer führt dies zum Erfolg; besonders in fortgeschrittenen Tumorstadien ist eine vollständige Heilung weniger wahrscheinlich.

Eine neue Chance im Kampf gegen die von Papillomaviren ausgelösten Tumoren sieht das Heidelberger Forscherteam in der Unterdrückung des Virus-Proteins E6. Durch das Protein E6 schaltet das Virus trickreich die Selbstmordkaskade der Zelle aus, um sein Überleben zu sichern. E6 bindet an das zelleigene Tumor-Suppressor-Protein p53 und blockiert dessen Funktion, so dass die Selbstmordkaskade der infizierten Zelle nicht ablaufen kann. Mit der Methode der RNS-Interferenz schalteten Butz und Hoppe-Seyler in Zellkultur das Gen für die Produktion von E6 in den Tumorzellen aus. Dadurch kann p53 ungehindert seiner Aufgabe nachkommen und den Zelltod, die Apoptose, einleiten. Noch ist nicht genau geklärt, wie die RNS-Interferenz als Therapiemethode eingesetzt werden kann. Hier müssen Wege entwickelt werden, um die dabei verwendeten Moleküle beim Patienten effizient in die gewünschten Zellen einzuschleusen.

Papillomaviren stellen ein großes medizinisches Problem dar. Die Übertragung der Viren erfolgt über Sexualkontakte. Zunächst verursachen sie gutartige Veränderungen in der Gebärmutterhalsschleimhaut. In den meisten Fällen bilden sich diese jedoch wieder zurück. Doch bei einem geringen Prozentsatz der Frauen entarten die veränderten Zellen langsam, es entsteht Gebärmutterhalskrebs. Weltweit erkranken jedes Jahr eine halbe Million Frauen an dieser Krebsform, 350 000 sterben daran. In Deutschland gibt es jährlich etwa 7000 Neuerkrankungen, bei rund 2000 Frauen führt der Gebärmutterhalskrebs zum Tod.

Das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) ist mit mehr als 3.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die größte biomedizinische Forschungseinrichtung in Deutschland. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erforschen im DKFZ, wie Krebs entsteht, erfassen Krebsrisikofaktoren und suchen nach neuen Strategien, die verhindern, dass Menschen an Krebs erkranken. Sie entwickeln neue Methoden, mit denen Tumoren präziser diagnostiziert und Krebspatienten erfolgreicher behandelt werden können. Beim Krebsinformationsdienst (KID) des DKFZ erhalten Betroffene, Interessierte und Fachkreise individuelle Antworten auf alle Fragen zum Thema Krebs.

Um vielversprechende Ansätze aus der Krebsforschung in die Klinik zu übertragen und so die Chancen von Patientinnen und Patienten zu verbessern, betreibt das DKFZ gemeinsam mit exzellenten Universitätskliniken und Forschungseinrichtungen in ganz Deutschland Translationszentren:

  • Nationales Centrum für Tumorerkrankungen (NCT, 6 Standorte)
  • Deutsches Konsortium für Translationale Krebsforschung (DKTK, 8 Standorte)
  • Hopp-Kindertumorzentrum (KiTZ) Heidelberg
  • Helmholtz-Institut für translationale Onkologie (HI-TRON) Mainz – ein Helmholtz-Institut des DKFZ
  • DKFZ-Hector Krebsinstitut an der Universitätsmedizin Mannheim
  • Nationales Krebspräventionszentrum (gemeinsam mit der Deutschen Krebshilfe)
Das DKFZ wird zu 90 Prozent vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und zu 10 Prozent vom Land Baden-Württemberg finanziert und ist Mitglied in der Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren.

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