Neue Klinische Kooperationen – Neuorganisation der Forschungsstruktur
Das Deutsche Krebsforschungszentrum hat die Gründung seiner inzwischen 6. Klinischen Kooperationseinheit "Molekulare Gastroenterologie" beschlossen. Die Leitung dieser Einheit übernimmt Professor Dr. Matthias Löhr, Internist und seit Jahren ausgewiesener Spezialist auf dem Gebiet der onkologischen Gastroenterologie.
Die Klinischen Kooperationseinheiten sollen in verschiedenen Bereichen der Onkologie die Vernetzung zwischen Grundlagen- und klinischer Forschung vertiefen. Das Ziel dieser Einrichtungen ist, Ergebnisse der Grundlagenforschung schneller in die klinische Praxis umsetzen zu können. Das Krebsforschungszentrum finanziert die Forschungsprojekte und die Stellen im wissenschaftlichen Bereich, das Klinikum stellt die Betten und die klinische Grundversorgung zur Verfügung. Die Patienten der neuen Kooperationseinheit werden in der II. Medizinischen Klinik Mannheim betreut.
Professor Löhrs Forschung wird sich auf die Entstehungsmechanismen von Tumoren der Bauchspeicheldrüse und der Galle konzentrieren sowie auf die Suche nach spezifischen "Markern" für Tumoren des Gastrointestinaltrakts. Löhr will mit seinen Mitarbeitern auch Behandlungsmethoden mit genetisch modifizierten, mikroverkapselten Zellen bei Bauchspeicheldrüsen- und Lebertumoren weiterentwickeln.
Neue Forschungsschwerpunkte
Nach rund zehn Jahren hat das Krebsforschungszentrum seine Forschungsstruktur neu organisiert. Die etwa 50 wissenschaftlichen Abteilungen des Zentrums werden nun sechs (statt bisher acht) thematisch definierten Forschungsschwerpunkten zugeordnet.
Die neue Gliederung erlaubt, alle Aspekte der Krebsforschung in Zentrum sinnvoll in eine möglichst einfache Struktur zu integrieren. Diese entspricht gleichzeitig der inhaltlichen Untergliederung der Krebsforschung innerhalb der zentrenübergreifenden Forschungsprogramme der Helmholtz-Gemeinschaft.
Der Schwerpunkt Zell- und Tumorbiologie (Sprecher: Prof. Dr. Christof Niehrs) umfasst Abteilungen und Arbeitsgruppen, die Mechanismen der bösartigen Entartung von Zellen, Wachstumsregulation von Tumorzellen sowie zelluläre Differenzierungsvorgänge untersuchen. Der Forschungsschwerpunkt Funktionelle und strukturelle Genomforschung (Sprecherin: Prof. Dr. Annemarie Poustka) konzentriert sich auf die Suche und Analyse krebsrelevanter Gene, auf die Entwicklung von Hochdurchsatzverfahren zur schnellen und zuverlässigen Tumordiagnose sowie auf die Entwicklung computergestützter Simulationsverfahren.
Die Abteilungen des Schwerpunkts Krebsrisikofaktoren und Prävention (Sprecher: Prof. Dr. Kari Hemminki) erforschen, welche Faktoren aus Umwelt oder Nahrung Krebs verursachen und wie sie vermieden werden können. Außerdem wird untersucht, welche Substanzen aus Naturstoffen und Nahrungsmitteln die Tumorentstehung oder das Wachstum von Tumor-Vorstufen hemmen. Im epidemiologischen Bereich wird das Auftreten von Krebserkrankungen in definierten Gruppen der Bevölkerung analysiert.
Im Forschungsschwerpunkt Tumorimmunologie (Sprecher: Prof. Dr. Peter Krammer) werden Ansätze der Krebstherapie auf immunologischer Basis entwickelt sowie die Toleranz des Immunsystems gegenüber Tumoren untersucht. Darüber hinaus werden Zusammenhänge zwischen der Regulation des spontanen Zelltods (Apoptose) und der Entstehung von Krebs sowie anderen chronischen Erkrankungen erforscht.
Der Schwerpunkt Innovative Krebsdiagnostik und Therapie (Sprecher: Prof. Dr. Wolfhard Semmler) umfasst sowohl die radiologische Tumordiagnostik und -therapie als auch die Entwicklung experimenteller Therapien. Die Klinischen Kooperationseinheiten des Zentrums sind diesem Schwerpunkt zugeordnet.
Im Zentrum der Arbeit des Forschungsschwerpunkts Infektionen und Krebs (Sprecher: Prof. Dr. Jean Rommelaere) steht die Untersuchung Krebs erregender Viren sowie die Entwicklung von Impfstoffen. Außerdem wird versucht, das Krebs hemmende Potential von Parvoviren für die Gentherapie von Krebs auszunutzen.
Das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) ist mit mehr als 3.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die größte biomedizinische Forschungseinrichtung in Deutschland. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erforschen im DKFZ, wie Krebs entsteht, erfassen Krebsrisikofaktoren und suchen nach neuen Strategien, die verhindern, dass Menschen an Krebs erkranken. Sie entwickeln neue Methoden, mit denen Tumoren präziser diagnostiziert und Krebspatienten erfolgreicher behandelt werden können. Beim Krebsinformationsdienst (KID) des DKFZ erhalten Betroffene, Interessierte und Fachkreise individuelle Antworten auf alle Fragen zum Thema Krebs.
Um vielversprechende Ansätze aus der Krebsforschung in die Klinik zu übertragen und so die Chancen von Patientinnen und Patienten zu verbessern, betreibt das DKFZ gemeinsam mit exzellenten Universitätskliniken und Forschungseinrichtungen in ganz Deutschland Translationszentren:
Das DKFZ wird zu 90 Prozent vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und zu 10 Prozent vom Land Baden-Württemberg finanziert und ist Mitglied in der Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren.