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Gene zum Schweigen bringen

Meyenburg-Preis 2002 geht an den Zellbiologen Dr. Andrew Fire

Nr. 38 | 02.12.2002 | von (Koh)

Dr. Andrew Fire, seit 1986 an der Carnegie Institution in Baltimore, USA, erhält den Meyenburg-Preis 2002 für die Entwicklung einer Technik, die Wissenschaftlern völlig neue Einblicke in die Funktionsweise von Zellen ermöglicht.
Bereits 1991 entdeckte Fire beim Fadenwurm Caenorhabditis elegans ein bis dahin unbekanntes Phänomen: In den Muskelzellen des Wurms werden bestimmte Gene durch kurze Abschnitte doppelsträngiger Ribonukleinsäure (RNS) abgeschaltet, so dass die Herstellung ihrer spezifischen Genprodukte – Proteine – gedrosselt wird. Fire gelang es, diesen Vorgang, der inzwischen bei vielen niedrigen Organismen wie Würmern und Insekten gefunden wurde, für die Untersuchung der Genfunktion an Zellen in der Kulturschale auszunutzen.

In die Zellen, die z. B. aus menschlichen Tumoren stammen, werden kurze RNS-Abschnitte eingeschleust. Diese passen in der Sequenz ihrer Bausteine genau zu dem Gen, das untersucht werden soll, und können es daher blockieren – die Produktion des entsprechenden Proteins kommt zum Erliegen. Beobachten die Wissenschaftler daraufhin bei den Zellen den Verlust bestimmter Funktionen, so können sie auf die Aufgabe des ausgefallenen Proteins rückschließen. So hilft die als "dsRNS-Interferenz" bezeichnete Methode etwa Krebsforschern herauszufinden, welche Gene für das Entgleisen der Wachstumskontrolle einer Zelle verantwortlich sind.
Die Laudatio auf den Preisträger hält Professor Dr. Sydney Brenner, einer der drei diesjährigen Nobelpreisträger für Medizin, in dessen Labor Andrew Fire Mitte der achtziger Jahre als Nachwuchswissenschaftler gearbeitet hat. Sydney Brenner, einer der Gründerväter der modernen Molekularbiologie, hat als erster den winzigen Wurm C. elegans als Modellsystem etabliert, der auch Fire als Untersuchungsobjekt dient. Eine Entscheidung mit großem Weitblick: An dem kleinen Organismus, der damals kaum einem Fachmann bekannt war, wurden in den letzten Jahrzehnten mit die wichtigsten Erkenntnisse der Biologie gewonnen.

Maria Meyenburg verfügte 1975 testamentarisch die Einrichtung der Wilhelm und Maria Meyenburg-Stiftung im Deutschen Krebsforschungszentrum. Der derzeit mit 40 000 Euro dotierte Preis für herausragende Leistungen in der Krebsforschung wird von Dr. Marion Meyenburg, der Tochter des Stifterpaars, überreicht.

Die Preisverleihung findet am Donnerstag, dem 5. Dezember 2002, um 16 Uhr im Kommunikationszentrum des Deutschen Krebsforschungszentrums statt. Interessierte Bürger sind herzlich eingeladen.

Journalisten haben die Gelegenheit zu einem Gespräch mit dem Preisträger und mit Sydney Brenner

Das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) ist mit mehr als 3.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die größte biomedizinische Forschungseinrichtung in Deutschland. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erforschen im DKFZ, wie Krebs entsteht, erfassen Krebsrisikofaktoren und suchen nach neuen Strategien, die verhindern, dass Menschen an Krebs erkranken. Sie entwickeln neue Methoden, mit denen Tumoren präziser diagnostiziert und Krebspatienten erfolgreicher behandelt werden können. Beim Krebsinformationsdienst (KID) des DKFZ erhalten Betroffene, Interessierte und Fachkreise individuelle Antworten auf alle Fragen zum Thema Krebs.

Um vielversprechende Ansätze aus der Krebsforschung in die Klinik zu übertragen und so die Chancen von Patientinnen und Patienten zu verbessern, betreibt das DKFZ gemeinsam mit exzellenten Universitätskliniken und Forschungseinrichtungen in ganz Deutschland Translationszentren:

  • Nationales Centrum für Tumorerkrankungen (NCT, 6 Standorte)
  • Deutsches Konsortium für Translationale Krebsforschung (DKTK, 8 Standorte)
  • Hopp-Kindertumorzentrum (KiTZ) Heidelberg
  • Helmholtz-Institut für translationale Onkologie (HI-TRON) Mainz – ein Helmholtz-Institut des DKFZ
  • DKFZ-Hector Krebsinstitut an der Universitätsmedizin Mannheim
  • Nationales Krebspräventionszentrum (gemeinsam mit der Deutschen Krebshilfe)
Das DKFZ wird zu 90 Prozent vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und zu 10 Prozent vom Land Baden-Württemberg finanziert und ist Mitglied in der Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren.

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