Wissenschaftler aus dem Deutschen Krebsforschungszentrum erhalten den Deutschen Krebspreis 2002
Gestern zeichnete die Deutsche Krebsgesellschaft in Berlin zwei Wissenschaftler aus dem Deutschen Krebsforschungszentrum mit dem Deutschen Krebspreis 2002 aus. Professor Dr. Peter Lichter erhielt den Preis für seine Arbeiten auf dem Gebiet der experimentellen Forschung, der Krebspreis für klinische Forschung ging an Professor Dr. Klaus-Michael Debatin. Der Preis ist mit 15 000 Euro dotiert und geht zu gleichen Teilen an die beiden Preisträger. Die Verleihung fand im Rahmen des 25. Deutschen Krebskongresses statt.
Lichter leitet die Abteilung "Molekulare Genetik" des Deutschen Krebsforschungszentrums. Mit dem experimentellen Teil des Krebspreises 2002 wurden seine Entwicklungen neuer Methoden zum Nachweis genetischer Veränderungen in Tumorzellen gewürdigt, die der Forscher in Kooperation mit klinischen Gruppen erfolgreich in die angewandte Diagnostik übertragen konnte. Dadurch wurde es möglich, bei bestimmten Krebsformen Patientengruppen mit unterschiedlichem klinischen Krankheitsverlauf zu identifizieren und eine besser angepasste Behandlung durchzuführen. Im Mittelpunkt seiner Arbeit stehen "Fish & Chips". Fish steht für "Fluoreszenz in situ Hybridisierung", eine von Lichter und Kollegen weiterentwickelte Fluoreszenz-Färbetechnik. Die Methode, mit der man genomische Veränderungen in den Zellkernen von Tumorzellen nachweisen kann, wird inzwischen weltweit in der Tumorforschung angewandt. Die Fish-Technik hat auch das Verständnis über die Organisation des Genoms im Zellkern entscheidend vorangetrieben. Hinter "Chips" verbirgt sich eine weitere von Lichter und seinen Mitarbeitern entwickelte Methode zum Nachweis chromosomaler Veränderungen auf der Basis von DNS-Chips, die vielversprechende Aussichten hat, die Tumor-Genomforschung zu verbessern.
Debatin ist Ärztlicher Direktor der Universitätskinderklinik und Poliklinik in Ulm und bisheriger Leiter der Klinischen Kooperationseinheit Molekulare Onkologie / Pädiatrie des Deutschen Krebsforschungszentrums. Seit kurzem ist er Mitglied der Deutschen Akademie für Naturforscher Leopoldina. Ausgezeichnet wurde er jetzt für seine Forschungen auf seinem Spezialgebiet: Apoptose, dem so genannten programmierten Zelltod. Debatins Arbeiten auf diesem Gebiet führten zu einem neuen Verständnis der Entstehung von Resistenzen von Tumoren gegenüber Krebsmedikamenten. Die Arbeitsgruppe um den Mediziner konnte nachweisen, dass die Wirkung von Krebsmedikamenten von der Aktivierung zellulärer Signalwege abhängt, die Apoptose auslösen. Eine Blockade solcher Apoptose-Programme verhindert, dass die Medikamente Tumorzellen abtöten. Folge ist eine Resistenz der Tumoren gegen Chemotherapeutika. Ausgehend von molekularen Arbeiten zu Apoptose in Tumorzellen konnte das Team eine neue Substanzgruppe identifizieren, die insbesondere in Tumoren des Nervengewebes direkt zum Zelltod führt. Die Forscher hoffen, auf dieser Basis neue Therapieansätze entwickeln zu können, um resistente Tumoren wieder der Therapie zugänglich machen zu können.
Der Preis wird jährlich zu gleichen Teilen für hervorragende Arbeiten im deutschsprachigen Raum verliehen, die aus dem Bereich experimentelle Krebsforschung und Tumordiagnostik und -behandlung stammen. Kriterien sind herausragende wissenschaftliche Originalität und Qualität aktueller und zukunftsweisender Forschung im Bereich Onkologie.
Das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) ist mit mehr als 3.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die größte biomedizinische Forschungseinrichtung in Deutschland. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erforschen im DKFZ, wie Krebs entsteht, erfassen Krebsrisikofaktoren und suchen nach neuen Strategien, die verhindern, dass Menschen an Krebs erkranken. Sie entwickeln neue Methoden, mit denen Tumoren präziser diagnostiziert und Krebspatienten erfolgreicher behandelt werden können. Beim Krebsinformationsdienst (KID) des DKFZ erhalten Betroffene, Interessierte und Fachkreise individuelle Antworten auf alle Fragen zum Thema Krebs.
Um vielversprechende Ansätze aus der Krebsforschung in die Klinik zu übertragen und so die Chancen von Patientinnen und Patienten zu verbessern, betreibt das DKFZ gemeinsam mit exzellenten Universitätskliniken und Forschungseinrichtungen in ganz Deutschland Translationszentren:
Das DKFZ wird zu 90 Prozent vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und zu 10 Prozent vom Land Baden-Württemberg finanziert und ist Mitglied in der Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren.