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Chemikalien-Test ohne Tiere

Felix-Wankel-Tierschutz-Forschungspreis 2000 würdigt Alternative zum Tierversuch

Nr. 42 | 29.11.2000 | von (And/vK)

Ein Test mit Zellkulturen anstelle eines Tierversuchs – diese Möglichkeit entwickelte Privatdozentin Dr. Karin Müller-Decker. Für ihre hervorragende Forschungsarbeit, mit der Chemikalien ohne Einsatz von Tieren auf eine mögliche hautreizende Wirkung getestet werden können, erhält die Wissenschaftlerin der Abteilung "Biochemie der gewebsspezifischen Regulation" im Deutschen Krebsforschungszentrum den mit 15 000 Mark dotierten Felix-Wankel-Tierschutz-Forschungspreis 2000.

Die vorgeschriebene Prüfung bestimmter Chemikalien in Hautpflegeprodukten und Kosmetika auf ihre hautreizende Wirkung beruht bislang auf Untersuchungen an Kaninchen, dem Draize-Test. Hierfür werden die Testsubstanzen auf Haut und Augen der Versuchstiere gebracht und die Entzündungsreaktionen bestimmt. Die Gesetzgebung der Europäischen Union sieht jedoch ein generelles Verbot von Tierversuchen zur Prüfung von Bestandteilen aus Kosmetikprodukten vor, sofern wissenschaftlich abgesicherte Ersatzmethoden zur Verfügung stehen.

Eine vielversprechende Alternative zum Draize-Test entwickelte Karin Müller-Decker. Sie züchtete Zellen der Oberhaut und untersuchte die Wirkung hautreizender Chemikalien auf das Gewebe in der Petri-Schale. Besonderes Augenmerk richtete sie dabei auf bestimmte biochemische Reaktionen, die akuten Entzündungsprozessen gemeinsam sind und im "Reagenzglas" gemessen werden können. Dazu gehört zum Beispiel die Freisetzung primärer Entzündungsfaktoren wie Interleukin 1-alpha und Arachidonsäure. Studien haben ergeben, dass die Reaktionen dieser Zellen größtenteils mit denen menschlicher Zellen übereinstimmen. Bisher eignet sich der Zellkulturtest für ausgewählte Chemikalien. Die Wissenschaftlerin ist jedoch davon überzeugt, dass der Zellkulturtest in Verbindung mit einer Reihe weiterer Tests im Reagenzglas künftig eine wirksame Ersatzmethode für Untersuchungen an Kaninchen darstellen wird.

Die Stiftung Felix Wankels, Erfinder des Kreiskolbenmotors und engagierter Tierschützer, zeichnet jährlich wissenschaftliche Arbeiten aus, die dem Tierschutzgedanken förderlich sind. Zusammen mit Dr. Müller-Decker erhalten Privatdozent Dr. Johannes Caspar von der Forschungsstelle Umweltrecht der Universität Hamburg und Prof. Christos C. Zouboulis vom Universitätsklinikum Benjamin Franklin der Freien Universität Berlin die Auszeichnung. Die Verleihung des Preises erfolgt am 12. Dezember 2000 um 17.15 Uhr in der Kleinen Aula des Hauptgebäudes der Ludwig-Maximillians-Universität München, Geschwister-Scholl-Platz 1. Bereits um 11 Uhr stellen die Wissenschaftler ihre Arbeiten im Dekanat der Tierärztichen Fakultät, Königinnenstr. 8, für die Presse vor.

Das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) ist mit mehr als 3.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die größte biomedizinische Forschungseinrichtung in Deutschland. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erforschen im DKFZ, wie Krebs entsteht, erfassen Krebsrisikofaktoren und suchen nach neuen Strategien, die verhindern, dass Menschen an Krebs erkranken. Sie entwickeln neue Methoden, mit denen Tumoren präziser diagnostiziert und Krebspatienten erfolgreicher behandelt werden können. Beim Krebsinformationsdienst (KID) des DKFZ erhalten Betroffene, Interessierte und Fachkreise individuelle Antworten auf alle Fragen zum Thema Krebs.

Um vielversprechende Ansätze aus der Krebsforschung in die Klinik zu übertragen und so die Chancen von Patientinnen und Patienten zu verbessern, betreibt das DKFZ gemeinsam mit exzellenten Universitätskliniken und Forschungseinrichtungen in ganz Deutschland Translationszentren:

  • Nationales Centrum für Tumorerkrankungen (NCT, 6 Standorte)
  • Deutsches Konsortium für Translationale Krebsforschung (DKTK, 8 Standorte)
  • Hopp-Kindertumorzentrum (KiTZ) Heidelberg
  • Helmholtz-Institut für translationale Onkologie (HI-TRON) Mainz – ein Helmholtz-Institut des DKFZ
  • DKFZ-Hector Krebsinstitut an der Universitätsmedizin Mannheim
  • Nationales Krebspräventionszentrum (gemeinsam mit der Deutschen Krebshilfe)
Das DKFZ wird zu 90 Prozent vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und zu 10 Prozent vom Land Baden-Württemberg finanziert und ist Mitglied in der Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren.

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