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Unzureichende Schmerzbehandlung bei Mehrheit der Anrufer beim Informationsdienst Krebsschmerz - Erste Bilanz

Nr. 18 | 08.05.2000 | von (Sta/Ca)

Unter der Telefonnummer 06221 – 42 2000 (zweiundvierzig zweitausend) bietet das Deutsche Krebsforschungszentrum seit zwei Monaten Krebspatienten, die unter Schmerzen leiden, kompetente Auskunft über Schmerztherapien nach dem aktuellen Stand des Wissens, vermittelt Adressen von Schmerztherapeuten und Schmerzambulanzen und gibt Hinweise auf vorhandene Broschüren. Der Telefonservice, der vom Bundesministerium für Gesundheit gefördert wird, bietet kompetente und bedarfsorientierte Information auch für Ärzte (unter der zweiten Telefonnummer 06221 - 42 4000).

Eine erste Auswertung der Anrufe im März, als das Patiententelefon nur zwei Stunden täglich besetzt war, liegt jetzt vor.

Insgesamt wurden über 30.000 Anrufversuche registriert, 470 Gespräche konnten auf den drei zur Verfügung stehenden Leitungen individuell geführt werden. 53 Prozent der Anrufer, die telefonisch durchkamen, waren Betroffene, 47 Prozent Angehörige. Eine etwa gleichgroße Zahl von Männern und Frauen hat den Telefonservice in Anspruch genommen. Deutlich wurde, daß in rund Zweidrittel aller Fälle die Schmerzbehandlung unzureichend war. Insbesondere waren nicht die nach den Grundsätzen der Weltgesundheitsorganisation notwendigen Schmerzmittel bzw. falsche oder unzureichende Kombinationen verschrieben worden.

Die erste Auswertung der Dokumentation der einzelnen Anrufe für den Monat März zeigt, daß sich die meisten Fragen (20 Prozent) auf Schmerz bei Brustkrebs bezogen. Fragen zu Schmerzen bei Darm- und Prostatakrebs waren mit je 16 Prozent gleich häufig vertreten. Etwa jede zehnte Frage (11 Prozent) betraf die Schmerzbehandlung bei Lungenkrebs. Insgesamt bestand in 45 Prozent der Fälle bereits ein Tumorstadium mit Tochtergeschwülsten. Knapp die Hälfte der Anrufer beurteilte ihre derzeitige Schmerztherapie selbst als mangelhaft bzw. überhaupt nicht wirksam. Tendenziell wurde ein großes Informationsdefizit zu der richtigen Auswahl und den Regeln der Einnahme der Schmerzmedikamente deutlich, mit denen ihre Wirkung gewährleistet wird.

Von den rund 470 geführten Einzelgesprächen am Telefon betrafen rund 200 Anfragen chronische Schmerzen, ohne daß eine Krebserkrankung vorlag. Diesen Anrufern wird eine Liste mit Kontaktadressen zur Schmerzbehandlung, ggfs. auch eine Broschüre, zugesandt. Schon jetzt bestätigt sich durch Inhalt und Anzahl der Anrufe die Aussage zahlreicher Studien in Deutschland, daß nicht nur die Schmerzbehandlung von Krebskranken und ihre praktische Umsetzung Mängel aufweisen, sondern die Behandlung chronischer Schmerzen aller Art.

Informationsdienst Krebsschmerz Tel.: 06221 – 42 2000 von 13 Uhr bis 17 Uhr täglich (nicht am Wochenende)

Das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) ist mit mehr als 3.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die größte biomedizinische Forschungseinrichtung in Deutschland. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erforschen im DKFZ, wie Krebs entsteht, erfassen Krebsrisikofaktoren und suchen nach neuen Strategien, die verhindern, dass Menschen an Krebs erkranken. Sie entwickeln neue Methoden, mit denen Tumoren präziser diagnostiziert und Krebspatienten erfolgreicher behandelt werden können. Beim Krebsinformationsdienst (KID) des DKFZ erhalten Betroffene, Interessierte und Fachkreise individuelle Antworten auf alle Fragen zum Thema Krebs.

Um vielversprechende Ansätze aus der Krebsforschung in die Klinik zu übertragen und so die Chancen von Patientinnen und Patienten zu verbessern, betreibt das DKFZ gemeinsam mit exzellenten Universitätskliniken und Forschungseinrichtungen in ganz Deutschland Translationszentren:

  • Nationales Centrum für Tumorerkrankungen (NCT, 6 Standorte)
  • Deutsches Konsortium für Translationale Krebsforschung (DKTK, 8 Standorte)
  • Hopp-Kindertumorzentrum (KiTZ) Heidelberg
  • Helmholtz-Institut für translationale Onkologie (HI-TRON) Mainz – ein Helmholtz-Institut des DKFZ
  • DKFZ-Hector Krebsinstitut an der Universitätsmedizin Mannheim
  • Nationales Krebspräventionszentrum (gemeinsam mit der Deutschen Krebshilfe)
Das DKFZ wird zu 90 Prozent vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und zu 10 Prozent vom Land Baden-Württemberg finanziert und ist Mitglied in der Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren.

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