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Forschung mit Köpfchen - Neue Erkenntnisse in der Embryologie

Preis für die Aufklärung genetischer Grundlagen der Kopfentstehung bei Fröschen

Nr. 46 | 29.11.1999 | von (And/Sche)

Komplizierte molekulare Vorgänge regeln die Entwicklung vom Froschei zum ausgewachsenen Tier. Mit der Entdeckung des sogenannten dickkopf-Gens und der Untersuchung seiner Funktion hat Privatdozent Dr. Christof Niehrs, Leiter der Abteilung Molekulare Embryologie, einen dieser Mechanismen entschlüsselt: Die Aktivierung des Gens führt zur Bildung des Kopfes in einem Froschembryo. Die Göttinger Akademie der Wissenschaften würdigt die Forschungsarbeit mit dem diesjährigen Akademiepreis für Biologie in Höhe von 6000 Mark. Der Biologe erhielt die Auszeichnung am Freitag, dem 26. November 1999, im Rahmen einer öffentlichen Festsitzung in der Aula der Georg-August-Universität Göttingen.

Christof Niehrs und seine Mitarbeiter fanden heraus, daß das von ihnen entdeckte Gen, dickkopf-1, bei der Kopfbildung des afrikanischen Krallenfroschs, Xenopus laevis, die Rolle eines molekularen Schalters übernimmt. Ist das Genprodukt, das Dickkopf-1-Protein, vorhanden, entwickelt sich aus noch unspezialisierten Zellen der Kopf des Embryos. Den Entwicklungsbiologen gelang es, in Geweben, aus denen sich normalerweise kein Kopf entwickelt, das Dickkopf-1-Protein zu aktivieren und damit die Kopfbildung herbeizuführen. Wurde hingegen die Funktion des Dickkopf-1-Proteins im Embryo blockiert, entstanden lediglich kleine Köpfe oder ihre Bildung blieb ganz aus. Christof Niehrs und seine Mitarbeiter zeigten, daß in bestimmten Geweben ausgewachsener Mäuse Signalmoleküle zu finden sind, die große Ähnlichkeit mit dem Dickkopf-1-Protein haben. Durch die Aufklärung der Funktion dieser Proteine erhoffen sich die Forscher neue Erkenntnisse über die Entwicklung bei Wirbeltieren.

Die Wissenschaftler vermuten außerdem, daß molekulare Schalter wie das Dickkopf-1-Protein eine Rolle bei der Entstehung von Krebs spielen, da diese Signalmoleküle wichtige Steuerungsfunktionen beim Wachstum und der Entwicklung von Zellen haben.

Das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) ist mit mehr als 3.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die größte biomedizinische Forschungseinrichtung in Deutschland. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erforschen im DKFZ, wie Krebs entsteht, erfassen Krebsrisikofaktoren und suchen nach neuen Strategien, die verhindern, dass Menschen an Krebs erkranken. Sie entwickeln neue Methoden, mit denen Tumoren präziser diagnostiziert und Krebspatienten erfolgreicher behandelt werden können. Beim Krebsinformationsdienst (KID) des DKFZ erhalten Betroffene, Interessierte und Fachkreise individuelle Antworten auf alle Fragen zum Thema Krebs.

Um vielversprechende Ansätze aus der Krebsforschung in die Klinik zu übertragen und so die Chancen von Patientinnen und Patienten zu verbessern, betreibt das DKFZ gemeinsam mit exzellenten Universitätskliniken und Forschungseinrichtungen in ganz Deutschland Translationszentren:

  • Nationales Centrum für Tumorerkrankungen (NCT, 6 Standorte)
  • Deutsches Konsortium für Translationale Krebsforschung (DKTK, 8 Standorte)
  • Hopp-Kindertumorzentrum (KiTZ) Heidelberg
  • Helmholtz-Institut für translationale Onkologie (HI-TRON) Mainz – ein Helmholtz-Institut des DKFZ
  • DKFZ-Hector Krebsinstitut an der Universitätsmedizin Mannheim
  • Nationales Krebspräventionszentrum (gemeinsam mit der Deutschen Krebshilfe)
Das DKFZ wird zu 90 Prozent vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und zu 10 Prozent vom Land Baden-Württemberg finanziert und ist Mitglied in der Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren.

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