Abteilung RNA-Biologie und Krebs
Prof. Dr. Sven Diederichs
Neue Einblicke in die RNA-Biologie haben einen Paradigmenwechsel eingeleitet, in dem RNAs als funktionell bedeutsame Moleküle wahrgenommen werden. Ein Großteil des menschlichen Genoms (mindestens 70 Prozent) wird in RNA umgeschrieben, aber nur etwa zwei Prozent des Genoms kodieren für Proteine. Nicht-protein-kodierende RNAs können wichtige Funktionen in der Zelle ausführen: Die sehr kurzen microRNAs sind wichtige Regulatoren der Genexpression mit tumor-suppressiver oder onkogener Funktion. Neu entdeckte lange nicht-kodierende RNAs (ncRNA, lncRNA oder lincRNA) erfüllen wichtige Aufgaben in der epigenetischen Regulation, beim Umbau des Chromatins oder dem Spleißen. Insgesamt gibt es in der menschlichen Zelle viel mehr RNA-Moleküle als erwartet und viele davon warten vielleicht nur auf ihre Entdeckung als bedeutsame Faktoren in Tumoren.
Unsere Forschung konzentriert sich auf lange nicht-protein-codierende RNAs (lncRNAs) und ihre Rolle bei der Entstehung und Progression von Krebserkrankungen. Nachdem wir die Expression Tausender ncRNAs in drei Tumorentitäten - Lungenkrebs, Leberkrebs und Brustkrebs - bestimmt haben, klären wir nun die zellulären und molekularen Funktionen der differentiell exprimierten ncRNAs in Tumoren mit innovativen Methoden wie CRISPR/Cas9, RNA-Affinitätsaufreinigung und einer eigens von uns entwickelte siRNA-Bibliothek gegen tumor-assoziierte lncRNAs auf. Da viele RNA-Moleküle im Komplex mit Proteinen aktiv sind, haben wir proteom-weit RNA-abhängige Protein-Komplexe identifiziert und untersuchen deren physiologische und pathologische Funktionen.
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