Arbeitsgruppe Molekulare Grundlagen von HNO-Tumoren
PD Dr. Jochen Heß

Immunhistochemische Färbung eines HNSCC Gewebeschnittes zeigt infiltrierenden Immunzellen (braunes Signal) im Tumorstroma.
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Maligne Tumore der Kopf- und Halsregion zählen zu den häufigsten Krebserkrankungen weltweit, wobei mehr als 90% dieser Tumore von Epithelgeweben ausgehen, welche die Mund- und Rachenhöhle auskleiden. Insbesondere das Auftreten von lokalen Rezidiven und Metastasen stellen ein bedeutendes Problem bei der Behandlung von Karzinomen der Kopf- und Halsregion (HNSCC) dar und es werden dringend geeignete prognostische Biomarker sowie neue Zielstrukturen für eine effektivere und weniger toxische Therapie benötigt. Das HNSCC entsteht analog zu anderen Karzinomen über einen komplexen Mehrstufenprozess, der durch eine Akkumulation von genetischen und epigenetischen Veränderungen in den transformierten Tumorzellen charakterisiert ist. Unser Forschungsprogramm basiert auf funktionelle Genom- und Proteomanalysen sowie experimentelle Studien mit Tumorproben von Patienten, genetisch veränderten Mausmodellen und davon etablierten Zelllinien mit einem Schwerpunkt auf: (i) die Topologie von Signalkaskaden und genetischen Netzwerken bei der Pathogenese des HNSCC, (ii) molekulare Mechanismen bei der Entstehung von Tumorrezidieven, und (iii) die Rolle des pro-inflammatorischen Tumorstroma beim HNSCC. Das Ziel unserer Studien ist die Identifikation von neuen molekularen Biomarkern und potentiellen Zielstrukturen für die translationale Krebsforschung.
Die wichtigsten Risikofaktoren beim HNSCC sind Tabak- und Alkoholkonsum. Allerdings ergaben epidemiologische Studien der letzten Jahre, dass eine steigende Anzahl der Kopf- und Halstumore, insbesondere im Bereich des Oropharynx, mit einer HPV Infektion assoziiert ist. Interessanterweise sind HPV-positive Tumoren zum Zeitpunkt der Diagnose häufig durch ein fortgeschrittenes Stadium gekennzeichnet, wobei die Patienten in der Regel eine deutlich bessere Prognose unabhängig von der Therapiemodalität aufweisen. Durch eine systematische Analyse von HPV-negativen und HPVpositiven Oropharynxkarzinomen erhoffen wir uns nicht nur ein besseres Verständnis über die virusabhängige Transformation, sondern auch neue Strategien zur Tumorprävention und Therapie. Die Entstehung und Progression von Tumoren hängt nicht alleine von der Akkumulation genetischer und epigenetischer Veränderungen in den Tumorzellen ab, sondern wird maßgeblich durch ein aktiviertes und pro-inflammatorisches Tumorstroma beeinflusst. Tatsächlich belegen mehrere Studien eine starke Infiltration von Entzündungszellen beim HNSCC und eine erhöhte Expression von verschiedenen Entzündungsmediatoren. Daher wollen wir in der Zukunft neue prä-klinische Tumormodelle der Maus etablieren und den Beitrag des proinflammatorischen Tumorstroma bei der Pathogenese beim HNSCC untersuchen. In den Mausmodellen soll darüber hinaus überprüft werden, ob die Hemmung der Entzündung eine neue Option für die Tumorprävention oder Therapie darstellt.